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DOI: 10.1055/s-0044-1794310
Strategien zur Bewältigung des Pflegekräftemangels in ländlichen Regionen
Hintergrund Der demografische Wandel und die steigende Lebenserwartung erhöhen den Bedarf an Pflegekräften, der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen verschärft die Situation. Bis 2050 werden rund 196.400 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Insbesondere in ländlichen Regionen sind die Herausforderungen groß, da eine Zentralisierung der Angebote nur bedingt realisierbar ist und gleichzeitig Ballungsräume mit deutlich besser ausgebauter Infrastruktur oft attraktivere Arbeits-, Lebens- und Sozialräume bieten. In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie ländliche Regionen im Wettbewerb um Fachkräfte im Gesundheitswesen attraktive Rahmenbedingungen schaffen können.
Methode Das Projekt analysiert die Pflegesituation im urbanen und ländlichen Raum anhand von Fokusgruppen von Policy Makern und Entscheidungsträger:innen, Führungskräften, Pflegedienstleitungen und Mitarbeiter:innen im Pflege- und Gesundheitsbereich. In Zusammenarbeit mit diesen Stakeholdern werden Maßnahmen erarbeitet, um die Lebensqualität der Pflegebedürftigen zu verbessern und die Nachhaltigkeit des Pflegesektors zu fördern. Unsere Arbeit betont die Bedeutung kollaborativer Lösungsansätze und zielt darauf ab, ein regionales Netzwerk zur Förderung des Austauschs und der Entwicklung gemeinsamer Lösungen zu etablieren. Dazu wird eine Steuerungsgruppe aus Politik und Leiter:innen der größten Gesundheitsdienstleister der Region mit praxisnahen Handlungsoptionen unterstützt.
Ergebnisse Arbeitgeber:innen in ländlichen Gebieten sind mit speziellen Herausforderungen bei der Rekrutierung von Fachkräften konfrontiert.
Gerechte Entlohnung wird als Grundvoraussetzung gesehen, allerdings spielen Rahmenbedingungen wie bspw. Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine wesentlich wichtigere Rolle. Hier sieht sich gerade die Peripherie im Nachteil, weil nicht die gleiche Infrastruktur angeboten wird wie im Zentrum – z.B.: im Bereich der Kinderbetreuung, Mobilität oder Mitarbeiter:innenbenefits.
Mitarbeiter:innen, die in ihrer Pension arbeiten, tragen zu einem positiven Arbeitsumfeld bei und dienen als Motivation für junge Mitarbeiter:innen. Für diese Pflegefachkräfte, die aus dem Ruhestand zurückkehren, ist es von Bedeutung, Beratungsmöglichkeiten zu Themen wie Pension, Zuverdienst und Steuerfragen zu erhalten.
Auch bei der Digitalisierung sieht sich der ländliche Raum Herausforderungen gegenüber, die das Arbeiten in der Pflege durch einen Informationsnachteil zu aktuellsten technischen und digitalen Entwicklungen sowie einem schleppend verlaufenden Ausbau der Infrastruktur erschweren – es gibt Häuser, die erst seit Kurzem W-LAN oder bis heute noch keinen Breitbandzugang haben.
Es kristallisiert sich heraus, dass die Zukunft der Peripherie in einem starken Netzwerkgedanken und der interdisziplinären Zusammenarbeit liegt, um im Vergleich zum urbanen Raum konkurrenzfähig zu bleiben.
Publication History
Article published online:
05 December 2024
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