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DOI: 10.1055/s-0044-1794311
Wissenschaft trifft Politik: Herausforderungen und Chancen der Zusammenarbeit während der COVID-19-Pandemie in Österreich
Hintergrund Die vorliegende Studie untersuchte die Erfahrungen und Herausforderungen für Wissenschafter:innen und politische Entscheidungsträger:innen in Bezug auf Wissenschaftskommunikation während der COVID-19 Pandemie in Österreich. Besonderer Fokus lag dabei auf der Kooperation zwischen Wissenschaft und Politik in Bezug auf gesundheitspolitische Themen allgemein und speziell während der Pandemie.
Methode Im Rahmen einer qualitativen Studie wurden zwischen Januar 2023 und Januar 2024 13 Interviews mit Wissenschafter:innen unterschiedlicher Disziplinen sowie sieben Interviews mit politischen Entscheidungsträger:innen sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene geführt. Der Interviewleitfaden umfasste die Themenbereiche Wissenschaftskommunikation generell, mit speziellem Fokus auf Gesundheitswesen und COVID-19, die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik und Medien sowie politische Entscheidungsprozesse.
Ergebnisse Die COVID-19 Pandemie demonstrierte die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik. Diese Zusammenarbeit wurde jedoch zu Beginn der Pandemie durch mangelnde institutionalisierte Strukturen, die einen direkten Austausch ermöglichen, erschwert. Auch unterschiedliche Arbeitsweisen, Zeithorizonte, Prioritäten und Kommunikationsstile der Wissenschafter:innen und politischen Entscheidungsträger:innen brachten Herausforderungen mit sich. Politische Entscheidungsträger:innen sahen sich mit vielschichtigen Herausforderungen konfrontiert: die Auswahl relevanter Expert:innen, das Zusammenführen unterschiedlicher wissenschaftlicher Ansichten in politische Maßnahmen und die Gewährleistung interdisziplinärer Perspektiven in ihren Entscheidungen.
Von nahezu allen Interviewpartner:innen hervorgehoben wurde die Bedeutung eines soliden Vertrauensverhältnisses zwischen Politik und Wissenschaft. Ebenso wurde betont, dass eine konstruktive Zusammenarbeit fernab jeglicher Schuldzuweisungen entscheidend für den Erfolg gemeinsamer Anstrengungen ist. Eine klare Trennlinie zwischen wissenschaftlichen Empfehlungen und politischen Entscheidungen zu ziehen wurde als notwendig erachtet, um die Integrität und Autonomie beider Bereiche zu wahren und so auch den Eindruck einer „Instrumentalisierung der Wissenschaft durch die Politik“ zu vermeiden.
Schlussfolgerungen Die COVID-19 Pandemie hat nicht nur die Herausforderungen der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik aufgezeigt, sondern auch einen Grundstein für deren Weiterentwicklung und mögliche Verbesserungen gelegt. Der direkte Austausch und das gegenseitige Verständnis, die sich während dieser Zeit etabliert haben, wird von beiden Seiten positiv bewertet und kann in Zukunft als Basis für evidenzbasierte gesundheitspolitische Entscheidungen dienen. Zudem haben die politischen Beratungsprozesse während der Pandemie Wissenschafter:innen aus verschiedenen Fachbereichen zusammengebracht, die ohne diese Umstände wahrscheinlich niemals kooperiert hätten. Ein Ergebnis aus dieser Erfahrung sind neu gebildete wissenschaftliche Netzwerke im Gesundheitswesen. Diese Verbindungen blieben bestehen und führten bereits zu neuen gesundheitswissenschaftlichen Kooperationen.
Publication History
Article published online:
05 December 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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