Gesundheitswesen 2024; 86(S 05): S323
DOI: 10.1055/s-0044-1794329
Abstracts │ ÖGPH

„Stark in Gesundheitskompetenz“ Stärkung der navigationalen Gesundheitskompetenz der Jugendlichen in Tirol – Ein interaktives Projekt

Gilles Bernard
1   Fachhochschule Gesundheit, Innsbruck, Österreich
,
Claudia Zelle-Rieser
1   Fachhochschule Gesundheit, Innsbruck, Österreich
,
Kurt Martini
1   Fachhochschule Gesundheit, Innsbruck, Österreich
,
Simone Vitzthum
1   Fachhochschule Gesundheit, Innsbruck, Österreich
› Author Affiliations
 

Die Stärkung der Gesundheitskompetenz ist ein zentrales Anliegen der österreichischen Gesundheitspolitik, da diese im Vergleich mit anderen Ländern unterdurchschnittlich ausfällt. Insbesondere die navigationale Gesundheitskompetenz zeigt sich hierbei als eher mangelhaft und dies bereits im Kindes- und Jugendalter. Eine unzureichende Gesundheitskompetenz führt jedoch zu negativen Auswirkungen auf den subjektiv wahrgenommenen Gesundheitszustand, das Gesundheitsverhalten und erhöht Hospitalisierungsrisiken.

Durch eine Intervention bei Jugendlichen kann nachhaltig das Verhalten als Erwachsener geprägt werden. Basierend auf diesem Hintergrund wurde Anfang 2023 ein Praxisprojekt gestartet mit dem Ziel der Verbesserung der navigationalen Gesundheitskompetenz von Jugendlichen, sowie der Erarbeitung eines niederschwelligen Angebots für Jugendliche bzw. Schulen. Zur zielgruppengerechten Förderung wurde auf die Konzepte „Gamification“ und „Serious Games“ zurückgegriffen und die Location-based App „Nebolus“ eingesetzt. Die Zielgruppe soll darin unterstützt werden, gesundheitsbezogene Informationen von lokalen Fachakteuren bedarfsbezogen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und zu nutzen.

Seit Juni 2023 wurde das Praxiskonzept sechs Mal durchgeführt. Dieses beinhaltete einen Workshop zur allgemeinen und digitalen Gesundheitskompetenz, die Nebolus-Rallye mit Fokus auf psychosoziale Gesundheit und einen Abschluss-, sowie Feedbackworkshop. Die Wirksamkeit des Konzeptes wurde mittels Fragebogen vor und nach der Intervention evaluiert.

Die teilnehmenden Schulen, Einrichtungen und Schüler:innen zeigten im Rahmen des Feedbacks Wertschätzung der Intervention gegenüber, sowie Motivation weiter an dem Projekt beteiligt zu sein. Die Schüler:innen waren motiviert, eine Intervention mittels App im umliegenden Sozialraum Innsbrucks zu erleben. Besonders positiv bewertet wurde das Kennenlernen neuer Organisationen, Beratungsangebote und Gesundheitsinformationen. Vorläufige Resultate lassen vermuten, dass die Jugendlichen es nach der Intervention einfacher finden Gesundheitsangebote und Ansprechpersonen in ihrer Nähe zu finden. Auch die Hemmung, solche Angebote in Anspruch zu nehmen, wird nach Abschluss als geringer eingeschätzt. Beratungseinrichtungen erkennen im Projekt eine niederschwellige und effektive Möglichkeit, mit lokalen Zielgruppen in Kontakt zu treten um ihre Angebote interaktiv vorstellen und verbreiten zu können. Des Weiteren lassen sich vom Feedback Hinweise zum effektiveren Gestalten der Rallyeorganisation ableiten, um organisatorische Probleme zu vermeiden und die Motivation, so wie die Kohärenz der Teilnehmenden zu gewährleisten.

Nach Erfolg dieses Pilotprojektes kann das Konzept für weitere Zielgruppen und Gesundheitsthemen weiterentwickelt werden. In einem schon geplanten Folgeprojekt sollen Jugendliche mit Pflichtschulabschluss in Ausbildungspflicht eingebunden werden.



Publication History

Article published online:
05 December 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany