Gesundheitswesen 2024; 86(S 05): S347
DOI: 10.1055/s-0044-1794389
Abstracts │ ÖGPH

Ein Jahr Rapid Reviews: evidenzbasierte Entscheidungsunterstützung für österreichische Krankenhausträger und Sozialversicherungen

Reinhard Jeindl
1   AIHTA (Austrian Institute for Health Technology Assessment GmbH), Wien, Österreich
,
Julia Mayer-Ferbas
1   AIHTA (Austrian Institute for Health Technology Assessment GmbH), Wien, Österreich
,
Claudia Wild
1   AIHTA (Austrian Institute for Health Technology Assessment GmbH), Wien, Österreich
› Author Affiliations
 

Hintergrund Das Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) unterstützt seit 2023 die Entscheidungen der österreichischen Sozialversicherungen und Krankenhausträger mit Rapid Reviews. Die vorliegende Zusammenfassung der Rapid Reviews soll Einblicke in deren Ergebnisse sowie die Erfahrungen und Herausforderungen bei der Durchführung der Rapid Reviews nach einem Jahr geben.

Methode Wir haben alle Rapid Reviews inkludiert, die dem AIHTA-Team im Jahr 2023 beauftragt wurden. Bei Forschungsfragen, die zurückgezogen wurden, wurde die Begründung dafür dokumentiert. Die abgeschlossenen Rapid Reviews wurden je nach analysierter Intervention nach medizinischen Fachgebieten gruppiert. Die Schlussfolgerungen der Rapid Reviews wurden in Tabellenform dargestellt, wobei die Stärke der verfügbaren Evidenz als hoch, moderat, gering oder unzureichend eingestuft wurde.

Ergebnisse Die Rapid Reviews zu Interventionen (n=9) decken eine Vielzahl medizinischer Fachbereiche ab (Orthopädie, Gynäkologie, Neurologie, physikalische Medizin, Augenheilkunde, Gefäßchirurgie und Dermatologie). In drei Rapid Reviews waren die Nutzenbelege der Intervention (im Vergleich zur Standardbehandlung) unzureichend. Bei vier Rapid Reviews deutete die Evidenz auf einen potenziellen Nutzen hin, allerdings mit einigen Einschränkungen (z.B. indikationsspezifische Ergebnisse, oder der minimal klinisch relevante Unterschied wurde nicht eindeutig erreicht). Bei zwei Rapid Reviews deutete die Evidenz auf einen potenziellen Nutzen hin. Bei drei beauftragten Themen wurde kein Rapid Review durchgeführt (Themenumfang zu breit für ein Rapid Review, oder Änderung in der Priorisierung). Zu den Herausforderungen gehören zeitliche Limitationen sowie die Eingrenzung der Forschungsfragen, damit sie für ein Rapid Review geeignet sind.

Schlussfolgerungen Die vorliegende Übersicht zu Rapid Reviews hebt evidenzbasierte Empfehlungen für medizinische Interventionen hervor. Zu den weiteren Schritten gehören das Einholen von Feedback der Auftraggeber*innen, inwieweit die Evidenz aus den Rapid Reviews zur Unterstützung der Entscheidungsfindung genutzt wurde. Rapid Reviews sind ein praktikables Instrument, erfordern aber eine kontinuierliche Bewertung und eine iterative Anpassung der Methoden.

Hauptaussage Die Rapid Reviews zur Entscheidungsunterstützung für österreichische Sozialversicherungen und Krankenhausträger umfassten mehrere Fachbereiche und zeigten unterschiedliche Evidenzstärken. Um die Durchführung von Rapid Reviews zu verbessern und die Herausforderungen der Zeitknappheit und der Eingrenzung der Forschungsfragen zu überwinden, ist kontinuierliches Feedback der Auftraggeber*innen und eine Weiterentwicklung der Methoden essenziell.



Publication History

Article published online:
05 December 2024

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