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DOI: 10.1055/s-0045-1801908
Stärkung epidemiologischer Kompetenzen im kommunalen ÖGD: Erkenntnisse und Perspektiven aus dem FETP4ÖGD-Projekt
Einleitung: Feldepidemiologie-Trainingsprogramme (FETP) sind praxisorientierte Weiterbildungsprogramme, die darauf abzielen, epidemiologische Kapazitäten im öffentlichen Gesundheitssystem zu stärken. In Deutschland gibt es mit der zweijährigen Postgraduiertenausbildung für angewandte Epidemiologie ein FETP für fortgeschrittene Epidemiologen, das sich auf die nationale und Bundesland Ebene konzentriert. Auf kommunaler Ebene fehlt es jedoch an kürzeren Programmen, die auf abgestuften Kompetenzniveaus spezifische epidemiologische Fähigkeiten vermitteln. Das Forschungsprojekt „FETP4ÖGD“ hat zum Ziel, die wissenschaftlichen Grundlagen für die Entwicklung eines solchen Curriculums zu schaffen, um etwaige Lücken im kommunalen Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) zu schließen.
Methoden: Zur Ermittlung des Bedarfs und der inhaltlichen Schwerpunkte von FETP-Programmen für den kommunalen ÖGD wurden qualitative Interviews mit Expertinnen und Experten aus Gesundheitsämtern durchgeführt. Mindestens ein Gesundheitsamt pro Bundesland wurde hierfür angefragt. Die Auswahl der Gesundheitsämter erfolgte gezielt anhand struktureller Merkmale (Größe und Region). Ebenso fanden Interviews mit Vertretenden der Akademien statt. Die Interviews wurden zwischen dem 25. Juni und dem 5. September 2024 durchgeführt. Zudem fanden zwei Fokusgruppen mit Vertreterinnen und Vertretern des ÖGD auf Bundeslandebene statt. Die Interviews und Gruppendiskussionen wurden aufgezeichnet, transkribiert und mithilfe der Inhaltsanalyse ausgewertet.
Ergebnisse: Es zeigte sich ein großes Interesse der Gesundheitsämter an der Studienteilnahme, mit einer Rücklaufquote von 64 % (n=18). Die Mehrheit der kommunalen Vertreterinnen und Vertreter äußerte einen Bedarf an Schulungsprogrammen für den ÖGD in angewandter Epidemiologie sowie praxisnahen Inhalten. Besonders nachgefragte Themen umfassten die Rechtsgrundlagen des Infektionsschutzgesetzes, die Interpretation von Labormeldungen und den Umgang mit Meldesoftware. Die Studienteilnehmenden schätzten die Kapazitäten der Gesundheitsämter in epidemiologisch/statistischer Methoden als mittel bis niedrig ein und die meisten wiesen auf einen Qualifizierungsbedarf hin. Die Durchführung von Ausbruchsuntersuchungen wurde angesichts der typischerweise kleinen und lokal begrenzten Infektionsausbrüche als „mittel“ bis „gut“ bewertet. Hinsichtlich der Schulungsformate eines zukünftigen FETPs wurde eine Mischung aus Präsenzveranstaltungen und Online-Formaten bevorzugt, um sowohl den Austausch als auch die Integration in den Arbeitsalltag zu erleichtern. Auf Bundeslandebene gab es teilweise abweichende Einschätzungen zum Bedarf. Einige sahen die epidemiologischen Kapazitäten auf kommunaler Ebene als niedrig, während andere sie für ausreichend hielten. Ebenfalls wurde kontrovers diskutiert, ob bestehende Angebote für die Qualifikation ausreichen und ob ein modulares Programm flexibler und zielführender wäre.
Diskussion: Die Analyse zeigt, dass auf kommunaler Ebene Nachfrage nach einem kurze FETP-Program besteht. Ein solches Programm sollte auf einer alltagsnahen Ausbildung mit praktischen Fallbeispielen fokussieren. Kurze FETP-Programme könnten dazu beitragen, Karriere- und Entwicklungsperspektiven im ÖGD zu erschließen.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
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