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DOI: 10.1055/s-0045-1801911
Public-Health-Professionals im Öffentlichen Gesundheitsdienst – Personalbedarfe und wissenschaftliche Positionierung deutscher Gesundheitsämter
Einleitung: Zentrale Empfehlungen für eine zukunftsorientierte Ausrichtung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) sind der Aufbau einer multiprofessionellen Personalstruktur und die Stärkung von wissenschaftlichen Kompetenzen und Netzwerkstrukturen (1, 2). Bezüglich der Personalstruktur akademischer Berufsgruppen sowie zu Lehr- und Forschungsaktivitäten kommunaler Gesundheitsämter liegen nur wenige Daten vor. In dieser Folge wurde eine Befragung der Amtsleitungen durchgeführt und die Anzahl sowie Verteilung gesundheitswissenschaftlicher Fachkräfte (Public-Health-Professionals) untersucht (3). Nachfolgend werden die Ergebnisse der Befragung bezüglich Personalbedarfe und der wissenschaftlichen Positionierung der Gesundheitsämter dargestellt.
Methodik: Mittels Online-Survey wurden die Amtsleitungen der 376 deutschen Gesundheitsämter zur wissenschaftliche Positionierung des ÖGD und Ihrer Sicht auf Personalbedarfe befragt. Die Erhebung wurde 2023 mit einer Laufzeit von zwölf Wochen durchgeführt und die qualitativen Ergebnisse der Freitextfelder inhaltsanalytisch ausgewertet. Für jeden Code wurden exemplarisch Textauszüge ausgewählt. Die Auswertung der quantitativen Ergebnisse erfolgte deskriptiv.
Ergebnisse: Die Teilnahmerate an der Befragung betrug 40,4 % (n = 152). 80,9 % (n = 123) der Amtsleitungen stimmten der Aussage zu, dass eine stärkere wissenschaftliche Ausrichtung des ÖGD sinnvoll ist (3). Interesse am Engagement als Lehr- und Forschungsgesundheitsamt äußerten 50,0% (n = 76) der Amtsleitungen. Eine Beteiligung des eigenen Gesundheitsamtes an wissenschaftlichen Beiträgen für Fachzeitschriften in den letzten fünf Jahren berichteten 29,6 % (n = 45). Von den Teilnehmenden nutzten 35,5 % (n = 54) das Freitextfeld zur Erläuterung ihrer Antworten. Am häufigsten wurden den Antworten die Codes „es fehlt Personal zur Erfüllung aller Kernaufgaben“ (n = 20), und „fehlende oder begrenzte Ressourcen für Wissenschaftliche Arbeit, Lehre oder Forschung“ (n = 19) zugeordnet.
Diskussion: Die Validität der Ergebnisse ist limitiert, da ausschließlich Antworten teilnehmender Amtsleitungen ausgewertet wurden und nur ein Drittel das Freitextfeld nutzte. Trotz dieser Einschränkung weisen die Ergebnisse darauf hin, dass die zur Verfügung stehenden personellen Ressourcen der Gesundheitsämter die wissenschaftlichen Aktivitäten begrenzen und Wissenschaft im ÖGD nicht als Kernaufgabe angesehen wird. Dennoch wird eine stärkere wissenschaftliche Ausrichtung des ÖGD mehrheitlich als sinnvoll erachtet. Dass wissenschaftliche Tätigkeiten im ÖGD nicht zwangsläufig Gegensätze zu den Kernaufgaben des ÖGD darstellen, sollte anhand von überschneidenden Tätigkeitsfeldern und Beispielen aus der Praxis herausgearbeitet werden: „Wir sind froh[,] Kolleginnen und Kollegen mit dieser Expertise in unserem Amt zu haben. Seit 2020 haben wir eine eigene Abteilung Prävention und Gesundheitsförderung geschaffen. Bis dahin war es ein Sachgebiet. Dank einer guten GBE haben wir gute Argumente für mehr Stellen und einer Ausweitung von Angeboten.“ (ID 91) Ein Austausch über die unterschiedlichen Positionen der Gesundheitsämter bezüglich (Personal-)Bedarfe und des Stellenwertes von wissenschaftlicher Arbeit, Lehre und Forschung im ÖGD ist anzuregen.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
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