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DOI: 10.1055/s-0045-1801918
Innereuropäischen HCID-Patiententransport in einem EpiShuttle. Erfahrungen aus Deutschland.
Hintergrund: In den vergangenen Jahrzehnten hat der weltweite Personen- und Warenverkehr erheblich zugenommen, was das Risiko einer schnellen Ausbreitung von Krankheitserregern erhöht. Dies gilt auch für Infektionskrankheiten mit hohem Krankheitsrisiko („high consequence infectious diseases“, HCIDs). Da HCIDs eine besondere Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstellen und unter speziellen Schutzmaßnahmen behandelt werden müssen, kann ihr Auftreten in Europa medizinische Evakuierungen (MedEvacs) zur Behandlung in Deutschland erforderlich machen.
Im Rahmen der VOLARE-Übung haben Irland, Deutschland und Norwegen die Notfallplanung für die sichere Verlegung eines simulierten HCID-Patienten von Dublin zur Sonderisolierstation der Universitätsklinik in Düsseldorf geübt. Der luftgebundene Transport wurde durch das Team der norwegischen Jet Air Ambulance for transport of Highly Infectious Patients (NOJAHIP) durchgeführt, das Teil des ständigen EU-Katastrophenschutzverfahrens (rescEU) ist. Das NOJAHIP-Team verfügt mit EpiShuttles über geschlossene Transportsysteme, die prinzipiell zur Verlegung von HCID-Patient*innen geeignet sind. Fokus der Übung lag auf der Erprobung der Schnittstellen: Alarmierung der STAKOB-Geschäftsstelle, Identifizierung einer Sonderisolierstation mit freier Kapazität, Verlegung eines Patienten mit bereits diagnostizierter Lassavirus-Infektion in einem EpiShuttle, sicherer Datenaustausch auf europäischer Ebene sowie der praktische Transport eines Patienten in einem EpiShuttle. In diesem Beitrag steht der deutsche Teil der Übung im Vordergrund.
Methoden: In Vorbereitung der Übung erfolgte die Vernetzung aller Akteure sowohl auf der europäischen, als auch auf der nationalen und lokalen Ebene. Als Grundlagen der Vorbereitungen wurden ECDC („Checklist for imported cases of high-consequence infectious diseases”) und WHO-Dokumente genutzt („Strategic toolkit for assessing risk”).
Auf europäischer Ebene waren die Kollegen des verlegenden irischen Krankenhauses, der nationalen irischen Gesundheitsbehörde sowie die Kollegen des NOJAHIP-Teams in engem Austausch mit den Schnittstellen auf deutscher Seite. Auf nationaler Ebene in Deutschland waren die STAKOB-Geschäftsstelle und das Robert Koch-Institut beteiligt. Auf lokaler Ebene waren Vertreter der Sonderisolierstation und des Gesundheitsamts in Düsseldorf, sowie Flughafenvertreter, städtische Feuerwehr und Sicherheitsbehörden für die Planung im engen Austausch. In regelmäßigen Abständen erfolgten digitale Arbeitstreffen einer Kernarbeitsgruppe mit Vertreter*innen der drei Länder. Diese wurden durch bilaterale Austauschformate und lokale Koordinierungstreffen ergänzt. Die Koordination für den deutschen Teil der Übung erfolgte durch Vertreter*innen des Gesundheitsamtes Düsseldorf. Alle Phasen der Übung wurden systematisch nach dem PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) evaluiert, um identifizierte Probleme direkt in Prozessoptimierungen einfließen zu lassen.
Ergebnisse: Die Alarmierung und Aktivierung erfolgte am 20.03.2024 gefolgt von der praktischen Übung am 21.03.2024 und dem Debriefing am 22.03.2024. Sowohl Übungsaktivierung als auch die praktische Durchführung wurde von allen Teilnehmenden als erfolgreich bewertet. Einige Verbesserungsmöglichkeiten, insbesondere zur Vorbereitung weiterer Sonderisolierstationen auf solche Transporte, wurden aufgegriffen und mögliche Anpassungen bestehender Systeme bereits umgesetzt.
Die Übung eines innereuropäischen HCID-Patiententransports unter Nutzung des NOJAHIP-Teams als Teil der rescEU-Kapazitäten führte zu einer engeren Zusammenarbeit der beteiligten Behörden auf europäischer, nationaler und lokaler Ebene. Die Übung half, alle wichtigen Schnittstellen zu testen, Dokumente zu harmonisieren und besser auf künftige medizinische Evakuierungen, einschließlich der Nutzung von EpiShuttles, an allen nach den Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) benannten Flughäfen vorbereitet zu sein.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
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