Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S19-S20
DOI: 10.1055/s-0045-1801927
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
01.04.2025
Einheitliche Fachanwendung der Gesundheitsämter
09:30 – 11:00

Neue Fachanwendungslandschaft für die Gesundheitsämter in Baden-Württemberg: In weniger als zwei Jahren von der Entwicklung zum Rollout

B Geisel
1   Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg, Landesgesundheitsamt, Stuttgart
,
J Zettler
2   RGE Unternehmensberatung, München
› Institutsangaben
 

Im Rahmen des „Pakt für den ÖGD“ stellt der Bund dem Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) bis 2026 insgesamt 800 Millionen Euro EU-Fördermittel (NextGenerationEU) zur Verfügung, deren Einsatz maßgeblich zum Ausbau und zur Stärkung der digitalen Strukturen in Ländern und Kommunen beitragen soll. In Baden-Württemberg werden die Fördermittel unter anderem für die Neuentwicklung einer Fachanwendungslandschaft genutzt, welche nahezu das gesamte Aufgabenspektrum der 38 Gesundheitsämter im Land abdeckt und die Prozesse über alle Ämter hinweg standardisieren und harmonisieren soll. Der Bund hat einen zeitlichen Rahmen für die Umsetzung der geförderten Projekte vorgegeben, sodass zwischen dem Startschuss zur Entwicklung der neuen Fachanwendung und deren Rollout weniger als zwei Jahre zur Verfügung stehen.

Um diesem herausfordernden Zeitplan für die Entwicklung einer zentralen, mandantenfähigen Cloud-Anwendung gerecht zu werden, hat man sich für eine agile Herangehensweise bei der Entwicklung entschieden, welche mit Blick auf Architektur, Sicherheit und Datenschutz den neuesten IT-Standards folgt. Für eine effektive und effiziente Nutzung von Ressourcen und Kompetenzen sind – neben dem Softwarehersteller – weitere Akteure an der Entwicklung beteiligt. So wird die neue Fachanwendung zentral beim kommunalen IT-Dienstleister in Baden-Württemberg gehostet.

Der Aufbau von „ÖGDigital“ orientiert sich an den fachlichen Aufgabengebieten der Gesundheitsämter, die in Fachmodulen abgebildet werden. Dabei wird sowohl die sichere Nutzung von Daten und Diensten ermöglicht, auf die jeweils nur einzelne Gesundheitsämter zugreifen können, während gleichzeitig zentrale Funktionalitäten bereitgestellt werden. Daraus können übergreifende Synergie-Effekte generiert werden. Das Prinzip der geteilten Software-Ressourcen („Shared Services“) zeigt sich bspw. bei den Kalender- und Aufgaben-Funktionalitäten, welche aus mehreren Fachmodulen heraus genutzt und angesteuert werden können.

Um eine zügige und bedarfsgerechte Umsetzung dieser Ideen in dem kurzen Projektzeitraum zu gewährleisten, hat sich Baden-Württemberg von Anfang an für eine direkte Beteiligung der wichtigsten Stakeholder entlang des gesamten Prozesses entschieden. Anforderungen an die Softwarelösungen wurden im Rahmen von Teilprojekten unter der Beteiligung aller Gesundheitsämter erhoben, sowie mit relevanten Entscheidungsträgern auf kommunaler Ebene (z.B. Landkreis- und Städtetag) abgestimmt. Darüber hinaus wurden die künftigen Nutzerinnen und Nutzer der Fachanwendungslandschaft auch im Rahmen von Funktionstests und Pilotierungen mit beteiligt.

Im Rahmen der Abgrenzung des Funktionsumfangs von ÖGDigital entschied man sich, die Aufgaben im Infektionsschutz und Meldewesen durch die neue bundesweite Softwarelösung EMIGA, die derzeit durch das RKI im Rahmen des ÖGD-Paktes entwickelt wird, abzudecken. ÖGDigital soll perspektivisch EMIGA nahtlos ein- bzw. anbinden und bildet dabei, ganz im Sinne des ÖGDnet-Gedankens, eine Mehrebenen-Anwendungslandschaft, die nicht nur in verschiedenen fachlichen Verantwortungsbereichen liegen, sondern auch von unterschiedlichen Betreibern verantwortet wird. Das flexible und vollständig modular aufgebaute Anwendungsdesign schafft Raum für weitere anwendungsübergreifende Verbindungen, wie bspw. die Nutzung eines zentralen Institutionsverzeichnisses, wie es derzeit vom Bund geplant wird.

Projektfinanzierung "Digitalisierung ÖGD BW" durch die Europäischen Union – NextGenerationEU



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany