Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S22-S23
DOI: 10.1055/s-0045-1801932
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
01.04.2025
Die vielfältigen Aufgaben des KJGD
11:30 – 13:00

Verhaltensauffälligkeiten bei 5- bis 7-jährigen Kindern – Eine Analyse von Daten der Schuleingangsuntersuchungen des Bremer Gesundheitsamtes

G Tempel
1   Gesundheitsamt Bremen, Kommunale Gesundheitsberichterstattung, Bremen
› Institutsangaben
 

In den zurückliegenden Jahren berichteten Kinder- und Jugendarztpraxen wiederholt über eine wachsende Zahl von Kindern mit Verhaltensstörungen. Empirisch belegbar ist die Verschlechterung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Zuge der COVID-19-Pandemie.

Anhand der Schuleingangsuntersuchungen lassen sich verlässliche Erkenntnisse über die Entwicklung des Anteils verhaltensauffälliger Kinder in der Altersgruppe 5-7 Jahre gewinnen. In diesem Beitrag werden die Befunde aus den Bremer Schuleingangsuntersuchungen der Jahrgänge 2016/17 bis 2024/25 vorgestellt. Ausgewertet wurden u.a. die Angaben im Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ), die schulärztlichen Befunde zum Verhalten der vorgestellten Kinder sowie die Anteile der Kinder mit heilpädagogischer Förderung, die auch bei Verhaltensstörungen verordnet wird.

Im aktuellen Einschulungsjahrgang 2024/25 ergab sich bei jedem 9. Kind (10,9%) ein SDQ-Gesamtproblemwert im grenzwertigen oder im auffälligen Bereich. Nach den schulärztlichen Befunden zum Verhalten, die neben dem SDQ noch weitere Kriterien berücksichtigen, war etwa jedes 5. Kind (19%) auffällig. 15,3% der Kinder erhielten heilpädagogische Förderung.

Nach den schulärztlichen Befunden waren Jungen deutlich häufiger verhaltensauffällig als Mädchen (22,6% vs. 15,0%), und Kinder aus Stadtgebieten mit niedrigem Sozialindex zeigten häufiger auffälliges Verhalten als Kinder aus Stadtgebieten mit hohem Sozialindex (20,5% vs. 14,1%). Markante Unterschiede ergaben sich zwischen Kindern, die mit einem alleinerziehenden Elternteil zusammenlebten, und Kindern, die mit beiden Eltern zusammenlebten. 27,4% der Kinder mit einem alleinerziehenden Elternteil waren verhaltensauffällig, bei den Kindern mit beiden Eltern waren es 16,7%. Hinsichtlich des Merkmals "Migrationshintergrund" ergaben sich hingegen nur geringe Unterschiede.

Ab dem Einschulungsjahrgang 2021/22 nahm der Anteil der Kinder mit schulärztlich festgestellten Verhaltensauffälligkeiten stetig zu, von 15,2% (2021/22) auf 19% (2024/25). Der Anteil der Kinder mit grenzwertigen oder auffälligen SDQ-Gesamtproblemwerten wuchs von 9,4% auf 10,9%, und der Anteil der Kinder mit heilpädagogischer Förderung von 13,4% auf 15,3%.

Für eine abschließende Klärung der Frage, ob die Zunahme verhaltensauffälliger Kinder auf die Situation und den Beschränkungen während der COVID-19-Pandemie zurückgeht, bedarf es vertiefender Analysen. Prima facie liegt ein solcher Zusammenhang nahe; je länger die Kinder bis zur Einschulungsuntersuchung dem Pandemiealltag ausgesetzt waren, desto höher die Prävalenz auffälligen Verhaltens in der jeweiligen Einschulungskohorte.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025

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