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DOI: 10.1055/s-0045-1801941
Zeitliche Entwicklung und regionale Verteilung von psychischen Störungen (F-Diagnosen) bei Kindern und Jugendlichen in München – Ambulante Diagnosedaten in der kommunalen Gesundheitsberichterstattung
Authors
Einleitung: In Rahmen eines Kooperationsprojekts des Gesundheitsreferats und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) wird die Fragestellung verfolgt, ob sich im zeitlichen Verlauf, insbesondere während der Corona-Pandemie, Veränderungen der Diagnoseprävalenz von F-Diagnosen (Psychische und Verhaltensstörungen) nach ICD 10 bei Kindern und Jugendlichen in der Stadt München zeigen. Die Ergebnisse sollen im Sinne des Mottos der Gesundheitsberichterstattung (GBE) als ‚Daten für Taten‘ für Planungszwecke genutzt werden.
Methoden: Datengrundlage sind ambulante vertragsärztliche und psychotherapeutische Abrechnungsdaten gemäß § 295 SGB V der KVB. Für diesen Zweck werden jahresbezogene Prävalenzen von 2015 bis 2022 für verschiedene Diagnosegruppen aus dem Bereich der F-Diagnosen nach dem M2Q Kriterium berechnet. Die Daten werden nach Geschlecht, nach Altersgruppen (von 2-17 Jahren) und regional nach Stadtbezirken differenziert. Die zeitliche Entwicklung wird anhand der Prävalenz und der absoluten Anzahl von betroffenen Kindern und Jugendlichen beschrieben. Regionale Unterschiede werden kartografisch dargestellt. Korrelationen mit der sozialen Lage in den Stadtbezirken werden auf aggregierter Ebene berechnet.
Ergebnisse: Entwicklung der Prävalenz von F-Diagnosen
Über den gesamten Zeitraum von 2015 bis 2022 steigt die Prävalenz der F-Diagnosen (gesamt) von 18,8 je 100 auf 20,1 je 100 an, im zeitlichen Kontext der Pandemie (2019-2022) von 19,9 auf 20,1 je 100 an. Es gibt jedoch Unterschiede nach Diagnosegruppen. Während der Pandemie ist u.a. der prozentuale Anstieg der Prävalenz in der Diagnosegruppe F30-39 (Affektive Störungen) vergleichsweise höher.
Entwicklung der absoluten Anzahl der Patient*innen mit F-Diagnosen: Nicht zuletzt auch aufgrund des Bevölkerungswachstums in München steigt im gesamten betrachteten Zeitraum (2015-2022) die absolute Anzahl von ambulanten Patient*innen mit F-Diagnosen um etwa 27% an, auf etwa 33.400 (gesetzlich versicherte) Kinder und Jugendliche von 2-17 Jahren im Jahr 2022 in München. Dabei zeigen sich teils deutliche altersgruppen-, geschlechtsspezifische und regionale Unterschiede.
Unterschiede in den Stadtbezirken bei der Prävalenz von F-Diagnosen: Für die regionalen Unterschiede der Prävalenz von psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen lassen sich auf aggregierter Ebene Korrelationen mit der sozialen Lage der Stadtbezirke erkennen.
Diskussion: Obwohl die verwendeten administrativen Daten gewissen Limitationen unterliegen (z.B. werden nur gesetzliche versicherte Kinder und Jugendliche erfasst) stellen sie eine wichtige Grundlage für die kommunale Gesundheitsberichterstattung dar. Sie liefern wichtige Ansatzpunkte für die Kommune zur regionalen Anpassung der Angebotsstruktur.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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