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DOI: 10.1055/s-0045-1801954
STI-Beratungen und -Untersuchungen in Großstadt-Gesundheitsämtern – wer macht eigentlich was?
Hintergrund: Gesundheitsämter erreichen mit ihren Angebotsstrukturen zu sexuell übertragbaren Infektionen (STI) einen breiten Querschnitt der Gesellschaft. Besonders sollen mit den STI-Angeboten des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) Menschen angesprochen werden, die aufgrund von individuellen Mehrfachrisiken intersektional vulnerabel sind.
Seit 2023 besteht ein Zusammenschluss von 15 HIV/STI-Beratungsstellen nach §19 IfSG in Großstadtgesundheitsämtern in Form eines „Qualitätszirkels Sexuelle Gesundheit“. Diese Großstädte sind aufgrund ihres Formates mit vergleichbaren medizinischen und strategischen Herausforderungen konfrontiert. Dennoch sind die Angebotsstrukturen und Inhalte unterschiedlich aufgestellt. Mit dem Ziel, gemeinsam Qualitätsstandards und best-practice-Leitfäden für HIV/STI-Angebote in Gesundheitsämtern zu formulieren, tauscht sich dieser Qualitätszirkel regelmäßig aus.
Um dem Austausch und der Zielsetzung die notwendige Diskussionsgrundlage zu geben, wurde eigeninitiativ eine Abfrage erstellt, die einen Gesamtüberblick „Wer macht eigentlich was und wer erfasst eigentlich wie Daten?“ ermöglichen soll.
Die Großstadt-Gesundheitsämter Berlin-FK, Berlin-MH, Berlin-CW, Berlin Mitte, Bremen, Chemnitz, Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Essen, Frankfurt a.M., Hamburg, Köln, Leipzig, München, Nürnberg, Region Hannover und Stuttgart nehmen an diesem Qualitätszirkel und der Umfrage teil.
Umsetzung: Im Austausch wurde gemeinsam ein Fragebogen entwickelt, der die aktuelle inhaltliche und personelle Lage der Angebote abfragt. Darüber hinaus sollte erfasst werden, in welcher Form Daten erhoben werden. Um einen hohen und realistischen Rücklauf zu erzielen, sollte die Abfrage möglichst einfach und mit wenig Aufwand auszufüllen sein. Wichtig war zudem, bei der Abfrageerstellung gemeinsam Items zu definieren, die von allen teilnehmenden Gesundheitsämtern beantwortet werden können.
Auf dieser Basis wurde sich darauf geeinigt abzufragen, welche spezifischen Testangebote vorgehalten werden und an welche Zielgruppen sich Angebote richten.
Folgende Infektionsdiagnostik wurde im Fragebogen abgefragt:
Neisseria gonorrhoeae, Clamydia trachomatis, HIV 1+2, Treponema pallidum (Syphilis), Herpes simplex Virus 1+2, HPV lr, HPV hr, Hepatitis A, Hepatitis A Titer, Hepatitis B, Hepatitis B Titer, Hepatitis C, Mykoplasmen, Ureaplasmen, Candida albicans, Trichomonas.
Als mögliche Zielgruppen wurden folgende definiert:
Sexarbeitende (und ggf deren Partner*innen), MSM, FSF, bisexuelle Menschen, Jugendliche, Allgemeinbevölkerung, polyamore Menschen, Swinger*innen, Menschen mit Behinderung, alte Menschen, Menschen aus HIV-hochprävalenz-Ländern, Drogenkonsumierende, transidente Personen, Menschen mit Migrationshintergrund, nicht krankenversicherte Menschen und Sonstige.
Auch personelle Ressourcen der STI-Angebote wurden mit der Anzahl der Mitarbeitenden in den verschiedenen Berufsgruppen innerhalb der Beratungsstellen erfragt.
Alle gewonnenen Daten werden grafisch dargestellt.
Diskussion: Mit passend ausgerichteten Präventionsangeboten sowie Früherkennung und Behandlungsmöglichkeiten von Infektionskrankheiten wird durch STI-Angebote im ÖGD ein wirkungsvoller Zugang zu primär-/sekundär- und tertiär-Prävention und Public-Health-Maßnahmen in Deutschland sichergestellt.
Eine Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Wirkung sind definierte Qualitätsstandards, die regelmäßig überprüft und angepasst werden müssen.
Die hierfür notwendige Grundlage ist das Erkennen und Formulieren gemeinsamer Nenner in Angebotsstrukturen.
In der Umfrage konnte ein Rücklauf von 100% erreicht werden. Wie dies gelingen kann, soll zusammen mit den Ergebnissen diskutiert werden.
Die Entwicklung der Abfrage und die Ergebnisse können darüber hinaus auch als Grundlage für die Entwicklung weiterer Studiendesigns genutzt werden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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