RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0045-1801964
Management eines Ausbruchs durch Trichophyton tonsurans in einer Kindertagesstätte – Herausforderungen für den öffentlichen Gesundheitsdienst
Einleitung: Infektionen und Ausbrüche durch den Hautpilz Trichophyton tonsurans spielen für den öffentlichen Gesundheitsdienst in Deutschland eine zunehmende Rolle [1,2]. Im Januar 2024 erhielt das Gesundheitsamt Frankfurt am Main Meldung über eine Häufung von Hautinfektionen in einer Kindertagesstätte, von der in den vorangegangenen acht Monaten sieben Personen betroffen waren. Nachdem erste Untersuchungen eine Infektion durch T. tonsurans bei drei Personen bestätigten, führten wir eine Ausbruchsuntersuchung durch und ergriffen Maßnahmen, um eine Weiterverbreitung zu verhindern.
Methodik: Zur aktiven Fallfindung und Identifizierung asymptomatischer Träger untersuchten wir im Zeitraum vom 20.03.2024-23.03.2024 alle Haushaltsmitglieder (212 Personen aus 72 Haushalten) aller Kinder und Betreuungspersonen aus der betroffenen Kindertagesstätte. Das Screening erfolgte anhand eines strukturierten Anamnesebogens zur Abfrage typischer Hautbeschwerden und Risikofaktoren, einer klinischen Untersuchung und eines Bürstenabstrichs der Kopfhaut für die molekulare Diagnostik (PCR). Zur Validierung wurden Proben mit positivem PCR Befund und von Personen mit engem Kontakt zu einer positiv getesteten Person kulturell nachgetestet. Die Maßnahmen zur Infektionskontrolle umfassten die zeitgleiche Behandlung aller Infizierten, sowie zeitlich koordinierte Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen in der Kindertagesstätte und in den betroffenen Haushalten.
Ergebnisse: In der Voruntersuchung und im Screening wurden insgesamt neun Personen positiv auf T. Tonsurans getestet, davon fünf Kinder, eine Betreuungsperson und drei asymptomatische, erwachsene Haushaltmitglieder von Kindern. Alle drei Haushaltsmitglieder hatten in der PCR einen negativen Befund und wurden erst durch die kulturelle Nachtestung erkannt. Zusätzlich hatten 3 Personen anamnestisch Symptome einer Hautpilzinfektion angegeben, die Untersuchungsbefunde und Tests waren zum Zeitpunkt des Screenings jedoch negativ. Obwohl die fünf Betreuungsgruppen der Kindertagesstätte gemeinsame Räumlichkeiten nutzen und es regelmäßig zu Rotation des Personals kommt, wiesen wir nur in drei von fünf Betreuungsgruppen positive Fälle nach. Die PCR-Befunde lagen drei Tage nach Abschluss des Screenings vor und ermöglichten einen zeitgleichen Behandlungsbeginn der positiv getesteten Personen. Die Reinigung und professionelle Desinfektion der Kindertagesstätte erfolgte durch einen externen Dienstleister und erforderte drei Schließtage der Einrichtung. Zusätzliche Betretungsverbote der betroffenen Personen konnten wir durch die zeitliche Abstimmung der Reinigungsmaßnahmen mit Screening und Behandlungsbeginn vermeiden. Seit Abschluss der Maßnahmen sind keine weiteren Infektionen durch T. Tonsurans in der Einrichtung aufgetreten.
Schlussfolgerung: Durch umfangreiche koordinierte Aktivitäten des Gesundheitsamtes konnte der Ausbruch durch T. tonsurans in einer Kindertagestätte erfolgreich eingedämmt werden. Die dafür notwendigen Maßnahmen waren für das Gesundheitsamt und die betroffene Einrichtung jedoch zeitaufwändig und kostenintensiv und überstiegen die regelhaften Kapazitäten der beteiligten Institutionen relevant. Die Entwicklung evidenzbasierter Leitlinien für den Umgang mit Ausbrüchen durch T. Tonsurans ist ein wichtiger Beitrag für den öffentlichen Gesundheitsdienst, um Verhältnismäßigkeit, sowie Kosten und Nutzen von Maßnahmen robust abzubilden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany