Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S52
DOI: 10.1055/s-0045-1801995
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
02.04.2025
Hitze I
10:30 – 12:00

Hitze-Surveillance als Aufgabe des öffentlichen Gesundheitsdienstes – rechtliche Hintergründe, statistische Grundlagen und Möglichkeiten der Netzwerkarbeit

Authors

  • K Steul

    1   Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin Mainz; Fachdienst Gefahrenabwehr- und Gesundheitszentrum, LK Offenbach
  • J Bauer

    2   Gesunde Städte Netzwerk
  • A Christ

    2   Gesunde Städte Netzwerk
 

Hintergrund: Zahlreiche Untersuchungen weltweit belegen eine erhöhte Sterblichkeit sowie eine Zunahme von Erkrankungsfällen bei hohen Temperaturen. Der zugrundliegende Pathomechanismus ist bekannt. Neben der Abhängigkeit von der Temperatur sind Mortalität und Morbidität auch beeinflusst von anderen meteorologischen Faktoren, z.B. Luftfeuchtigkeit, Sonnenstrahlung und Windgeschwindigkeit. Die Gefährdung durch Hitze ist nicht an jedem Ort und nicht zu jeder Zeit vergleichbar, sie richtet sich z.B. nach der Klimazone oder regionalen Gegebenheiten (z.B. städtischer vs. ländlicher Raum).

Für die Gesundheitsbehörden bedeutet dies, dass abhängig von den landes-spezifischen Gesundheitsdienstgesetzen und entsprechend der Gegebenheiten vor Ort eine individuelle Analyse der Hitzegefährdung für die Bevölkerung notwendig ist.

Darüber hinaus sind Personen „mobil“. Das bedeutet, dass anhand der verfügbaren Informationen zu z.B. Wohn- oder Sterbeort einer Person nicht ohne Einschränkungen auf die exakte Hitzebelastung (Temperatur und andere meteorologische Parameter) vor dem Tod geschlossen werden kann. Dasselbe trifft für verfügbare Personendaten zur Morbidität zu. Auch hier sind die verfügbaren Daten unzureichend, um eine Aussage darüber zu machen in welcher Umgebung sich die jeweilige Person vor Eintritt des Ereignisses aufgehalten haben. Diese Faktoren müssen berücksichtigt werden, wenn z.B. auf kommunaler Ebene Daten zur Hitze-Surveillance erhoben werden.

Umsetzung: Ziel dieses Beitrags ist es im Rahmen eines Workshops zunächst die theoretischen Hintergründe der Thematik zu erläutern, zu welchen die aktuelle Gesetzgebung, aber auch vorhandene Handlungsempfehlungen (WHO, Bundesgesundheitsministerium, Umweltbundesamt, Landes-spezifische Hitzeaktionspläne etc.) gehören. Weiterhin sollen statistische Analyseverfahren, die aktuell durch wissenschaftliche Institutionen für das Hitze-Monitoring herangezogen werden, vorgestellt und kritisch diskutiert werden. Ferner kann ein besonderes Augenmerk auf das Thema „Hitze-Surveillance durch den öffentlichen Gesundheitsdienst“ für die Netzwerkarbeit gelegt werden. Ein Workshop im Rahmen des BVÖGD Kongresses eignet sich sehr gut dazu, Interessierte mit ihren Vorerfahrungen hierzu ins Gespräch zu bringen. Gleichzeitig können denjenigen, die neu in der Thematik sind, Grundlagen vermittelt werden.

Diskussion: Die Auswirkungen des Klimawandels führen zu einer zunehmenden Hitzebelastung in deutschen Kommunen. Dies und das daraus folgende Interesse von Politik und Bevölkerung erfordert eine gewisse Auseinandersetzung mit der beschriebenen Problematik. Da die gesundheitliche Hitzebelastung sehr abhängig von den regionalen Gegebenheiten sein kann, ist eine kleinräumige Bewertung der Gefährdung notwendig. Der interkommunale Austausch, z.B. im Gesunde Städte Netzwerk ermöglicht, besondere Hitzebelastungen in einzelnen Kommunen zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu entwickeln und langfristig zu etablieren. Gegebenenfalls können auch Maßnahmen der Hitzeanpassung auf diese Weise evaluiert werden.



Publication History

Article published online:
11 March 2025

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