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DOI: 10.1055/s-0045-1802000
Lehre und Lernen im ÖGD – kompetenzbasierte Ansätze und innovative Lehrmethoden
Authors
Hintergrund: Die Rolle und die Aufgaben des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) haben durch die Corona-Pandemie eine neue Aufmerksamkeit erfahren. Neben dem Gesundheitsschutz rücken Gesundheitsförderung und Prävention als Kernaufgaben des ÖGD immer mehr in den Vordergrund. Die Arbeit in den Gesundheitsämtern ist daher interdisziplinär und multiprofessionell. Durch den Pakt für den ÖGD konnte die Personalsituation in vielen Gesundheitsämtern in den letzten Jahren ausgebaut und verbessert werden. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung bestehen, offene Stellen mit qualifiziertem Personal zu besetzten. Dies wird u. a. aufgrund des demographischen Wandels auch in Zukunft nicht einfacher werden. Die Aus-, Fort- und Weiterbildung ist daher ein wesentlicher Baustein im Rahmen der Weiterentwicklung des ÖGD, um Nachwuchskräfte für eine Tätigkeit im ÖGD zu begeistern und eine neue Generation von gut ausgebildeten Führungskräften für den ÖGD zu gewinnen.
Die geringe Sichtbarkeit des ÖGDs sowie des Faches „Öffentliches Gesundheitswesen“ (ÖGW) in der studentischen Lehre stellt eine Herausforderung in der Nachwuchsakquise dar. Dies betrifft nicht nur Studierende der Humanmedizin, sondern auch der Gesundheitswissenschaften, Public Health, Biologie und anderer Fächer. Die Lehranteile, welche die vielfältigen Aufgaben des ÖGD sowie die Möglichkeiten einer Tätigkeit im Bereich Public Health im Kontext des ÖGD vermitteln, sind in der Regel gering und teilweise gar nicht vorhanden.
Im Rahmen des Humanmedizinstudiums werden die Lehranteile „Öffentliche Gesundheit“ mitunter lediglich in zwei Unterrichtseinheiten (UEs) im Querschnittsbereich 3: „Gesundheitssystem, Gesundheitsökonomie, öffentliches Gesundheitswesen“ vermittelt. Eine feste Verankerung im Fächerkanon war in der neuen Approbationsordnung für Ärztinnen und Ärzte vorgesehen. Eine Aktualisierung der Approbationsordnung ist jedoch derzeit nicht absehbar. Der Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin (NKLM) wird seit 2015 in regelmäßig Abständen und unter Verantwortung des Medizinischen Fakultätentages (MFT) weiterentwickelt. In der aktuellen wie auch in der neuen Version des NKLM sind zahlreiche Fächerinhalte und Kompetenzen aufgeführt, die für den ÖGD von Relevanz sind. Allerdings werden diese überwiegend den bisher an den Fakultäten vertretenen Fächern zugeordnet. Dies führt dazu, dass das Fach ÖGW trotz zahlreicher Anknüpfungspunkte im NKLM nur mit einem geringen Umfang im Sinne eines „Lehrauftrags“ vertreten ist.
Dennoch eröffnen aktuelle Entwicklungen neue Möglichkeiten, beispielsweise die Einführung des Praktischen Jahres (PJ) im ÖGD, welche eine innovative Gestaltung der Lehre sowie eine nachhaltige Begeisterung der Studierenden für das Gebiet ÖGD ermöglichen. Des Weiteren wurden erste Lehrstühle für Öffentliche Gesundheit an Medizinischen Fakultäten etabliert. Diese Lehrstühle mit klar definiertem Bezug zum ÖGD eröffnen auch die Möglichkeit, das Spektrum des ÖGDs in den verschiedenen Studiengängen der medizinischen Fakultät (z. B. Humanmedizin, Zahnmedizin, Hebammenwissenschaften, Public Health) langfristig zu integrieren und die Curriculumsentwicklung an den Fakultäten zu gestalten.
Der NKLM verfolgt einen kompetenzbasierten Ansatz in der Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten, welcher klar definierte Rollen, professionelle Aktivitäten und Situationen umfasst, die die Studierenden im medizinischen Alltag beherrschen sollten. Um die genannten Lernziele zu erreichen, ist es erforderlich, dass die Lernenden nicht nur Fachbücher studieren, sondern das erlernte Wissen mit entsprechenden Hard und Soft Skills kombinieren. Während das frühere Studium auf das Vermitteln und Testen von Wissen fokussierte, steht jetzt klinisches Denken und Handeln im Mittelpunkt. Diese Kompetenzorientierung hat sich auch in anderen Studiengängen wie Gesundheitswissenschaften und Public Health etabliert. Für den ÖGD eröffnen sich hier vielversprechende Möglichkeiten, um an diese Entwicklungen anzuknüpfen.
Zielgruppe des Workshops: Der Workshop richtet sich an alle an der Aus-, Fort- und Weiterbildung interessierte Personen aus dem ÖGD.
Aufbau des Workshops: Im Rahmen des Workshop soll den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit geboten werden, sich mit aktuellen Entwicklungen vertraut zu machen und Erfahrungen auszutauschen.
Dazu werden den Teilnehmenden in fünfminütigen Kurzimpulsen (15 Minuten), die folgenden drei Schwerpunkte vorgestellt, die dann in Kleingruppen anhand von Leitfragen vertieft werden (50 Minuten).
(A) NKLM als Referenzwerk für die Gestaltung von Lehre und Prüfungen im Medizinstudium: Mapping von ÖGD und ÖGW Inhalten im NKLM
(B) Kompetenzbasierte Lehre im PJ: die anvertraubaren professionellen Tätigkeiten (APTs) eine Idee das PJ praxisorientiert zu gestalten
(C) Die Gestaltung eines lernförderlichen Arbeitsalltags im ÖGD: erforderliche didaktische und methodische Überlegungen, die sich an der Kompetenzorientierung orientieren
Im Anschluss erfolgt die Präsentation der wesentlichen Erkenntnisse aus den drei Gruppen im Plenum, sodass alle Teilnehmenden Zugang zu den Inhalten der Kleingruppen erhalten und eine Abschlussdiskussion und Ausblick zur weitern Zusammenarbeit (15 Minuten). Die Ergebnisse des Workshops werden allen interessierten Teilnehmenden zur Verfügung gestellt und fließen in die Arbeit der AG Lehre der Deutschen Gesellschaft für Öffentliches Gesundheitswesen (DGÖG) ein.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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