Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S57
DOI: 10.1055/s-0045-1802005
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
02.04.2025
Interoperabilität: Datenvereinheitlichung und -zusammenführung
10:30 – 12:00

Vernetzung und Zugänglichkeit in der psychischen Gesundheitsversorgung: Der MUT-ATLAS

Authors

  • R Lescher

    1   Mut fördern e.V., Bremen
 

Hintergrund: Die psychische Gesundheitsversorgung in Deutschland ist oft unzureichend vernetzt, insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Regionen. Menschen in Krisensituationen sowie deren Angehörige und beruflich Helfende haben Schwierigkeiten, schnell geeignete Hilfsangebote zu finden. Der MUT-ATLAS schließt diese Lücke mit einer digitalen Plattform, die bereits über 5.000 Einträge zu Beratungsstellen, Kliniken, Selbsthilfegruppen und weiteren Angeboten umfasst. Ziel ist es, Versorgungsgerechtigkeit zu fördern, indem eine umfassende Übersicht über professionelle Angebote und Selbsthilfegruppen bereitgestellt wird. Gesundheitsämter und weitere regionale Akteure können den MUT-ATLAS kostenfrei integrieren, um Angebote besser sichtbar zu machen und Versorgungslücken zu schließen.

Umsetzung: Der MUT-ATLAS stellt psychische Hilfsangebote kartografisch dar. Momentan sind 5.000 Angebote erfasst; bis 2025 soll dieser Bestand auf bis zu 16.000 erweitert werden. Die Plattform wird durch öffentliche Mittel finanziert (Deutsche Rentenversicherung und gesetzliche Krankenkassen). Sie ist anonym nutzbar und datenschutzkonform. So behalten z.B. Gesundheitsämter die Kontrolle über lokale Daten und können diese durch gezielte Filterfunktionen ergänzen.

Die MUT-SCOUT-Community, ein Netzwerk ehrenamtlicher Helfender, pflegt und aktualisiert die Angebote, wodurch regionale Besonderheiten abgebildet und die Daten aktuell gehalten werden. Filteroptionen erleichtern die Suche nach spezifischen Zielgruppen oder Diagnosekategorien.

Diskussion: Der MUT-ATLAS verbessert die Erreichbarkeit von Hilfsangeboten und stärkt lokale Versorgungsstrukturen. Besonders in unterversorgten Regionen bietet er wertvolle Orientierung und zeigt Alternativen wie Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen auf, um lange Wartezeiten auf Therapieplätze zu überbrücken. Gesundheitsämter und weitere regionale Akteure im Gesundheitswesen profitieren durch eine effiziente Ressourcennutzung sowie eine transparente Darstellung der Angebote.

Herausforderungen bestehen in der langfristigen Datenpflege und Aktualisierung, wobei die MUT-SCOUT-Community eine zentrale Rolle spielt. Barrieren für Menschen mit eingeschränktem Zugang zu digitalen Angeboten müssen weiter untersucht werden. Das Forschungsprojekt „Suizidprävention stärken“ unterstützt die Weiterentwicklung des MUT-ATLAS, um präventive Maßnahmen und den Zugang zu Hilfsangeboten weiter zu verbessern.

Insgesamt trägt der MUT-ATLAS signifikant zur Verbesserung der psychischen Gesundheitsversorgung bei und bietet Gesundheitsämtern und regionalen Akteuren eine wertvolle Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung eines vernetzten, inklusiven Versorgungssystems mitzuwirken.



Publication History

Article published online:
11 March 2025

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