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DOI: 10.1055/s-0045-1802010
Amtsärztliche Begutachtungen zur Dienstfähigkeit – Eine kleinräumige Untersuchung bei Mitarbeitenden des Öffentlichen Dienstes mit unterschiedlichen Tätigkeitsprofilen
Authors
Einleitung: Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) führt neben einer Vielzahl fachspezifischer Aufgaben insbesondere amtsärztliche Begutachtungen bei Mitarbeitenden des Öffentlichen Dienstes zu definierten Fragestellungen durch. Innerhalb dieses vielfältigen Aufgabenprofils sind amtsärztliche Beurteilungen von Dienstfähigkeiten von besonderer fachlicher Herausforderung. In Hinblick auf eine Optimierung der Qualitätssicherung wurde unter anderem auf der Grundlage der Gesundheitszeugnisseverwaltungsvorschrift (GesZVV) ein standardisierter Dokumentationsbogen zur Vereinheitlichung der Begutachtungsunterlagen in die Begutachtungspraxis eingeführt. Diese Dokumente müssen gemäß den gängigen Verfahrensvorschriften über längere Zeit in den Gesundheitsämtern aufbewahrt werden. Allerdings wurden diese Datenbestände bisher keiner systematischen und zielorientierten Analyse unterzogen, was aus Public Health- Perspektive ein erhebliches Defizit darstellt.
Methoden: Auf der Basis aller abgeschlossenen Begutachtungen während eines sechsjährigen Beobachtungszeitraumes (Januar 2018 bis Dezember 2023) durch den amtsärztlichen Dienst des Gesundheitsamtes Aichach-Friedberg wurden neben sozialepidemiologischen Merkmalen, definierte Krankheitsbilder und durchgeführte Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen mittels des Software-Packets ISGA (Informationssystem Gesundheitsamt) verfügbar gemacht. Diese Quelldaten wurde zunächst übersichtsmäßig mit ihren Häufigkeitsverteilungen erfasst und nachfolgend binär oder polytom kodiert. Fortführend fand im Rahmen der analytischen Statistik der Cramer´s V- Test Verwendung. Als Signifikanzniveau wurde ein α ≤0,05 definiert. Die statistischen Auswertungen erfolgten mittels des Software-Packets SPSS 29.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 94 Begutachtungen bei 55 Frauen und 29 Männern durchgeführt, deren Durchschnittsalter bei 49,3 Jahren (Spannbreite: 27 bis 67 Jahre) lag. Nach Berufsgruppen gegliedert konnten 48,8% (n=41) dem Tätigkeitsbereich der Verwaltung, 33,3 % (n=28) einer Lehrtätigkeit, 9,5 % (n=8) bzw. 8,3 % (n=7) dem Bereich Zoll und Justiz bzw. sonstigen Tätigkeitsbereichen zugeordnet werden. Zum Begutachtungszeitpunkt hatten 90,5 % (n=76) einen Beamtenstatus inne und 9,5 % (n=8) waren in einem Angestelltenverhältnis beschäftigt. Von den beurteilungsrelevanten Krankheitsbildern waren die meisten (53,6 %; n=45) dem psychiatrischen, dem orthopädischen (22,6 %; n=19) und dem internistischen (20,2%; n=19) Formenkreis zuzuordnen, wobei 3,6% (n=3) der Krankheitsbilder nicht entsprechend kategorisiert werden konnten. Gemäß den Begutachtungsergebnissen ergab sich zu 53,6% (n=45) eine Dienstunfähigkeit, zu 34,5% (n=29) eine Teil-Dienstfähigkeit mit begleitenden Wiedereingliederungsmaßnahmen und zu 11,9% (n=10) eine Dienstfähigkeit. Für die Variablen „Altersgruppe“ und „Formenkreis der Erkrankung“ konnte ein signifikanter Zusammenhang (p= 0,044) mit einer altersabhängigen Modifikation der Effektstärke (V=0,292) errechnet werden. Selbiges war für die Variablen „Formenkreis der Erkrankung“ und den Berufsgruppen (p=0,012; V= 0,345) bzw. „Altersgruppen“ und “Ergebnis der Begutachtung“ (p=0,001; V=0,39) festzustellen.
Diskussion: Durch eine fortführende und valide Identifizierung von Verteilungsmustern begutachtungsrelevanter Merkmale zu Fragestellungen der Dienstfähigkeit, wäre es möglich, bereits etablierte Instrumente des amtsärztlichen Dienstes bedarfsadäquat zu modifizieren. Durch diese Zielsetzung könnte die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität in der amtsärztlichen Begutachtungspraxis nachhaltig optimiert werden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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