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DOI: 10.1055/s-0045-1802019
Bedeutung von Informationsquellen für das Impfverhalten – Erkenntnisse aus der COVID-19-Pandemie
Einleitung: Impfungen und die damit verbundene Impfberatung sind Aufgaben des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD). Neben Gesundheitsämtern informieren andere Behörden über Nutzen und Risiken von Impfungen. Weitere Informationsquellen sind z.B. die ärztliche Praxis, Apotheken, Fernsehen, soziale Medien, aber auch private Gespräche. Einige Informationsquellen bieten unabsichtlich, andere gezielt Fehlinformationen an, wie es besonders während der COVID-19-Pandemie zu beobachten war [1]. Für das Impfverhalten sind die Informationen und damit die Informationsquellen von entscheidender Bedeutung [2]. Die Studie untersuchte, ob ein Zusammenhang zwischen der Überzeugungskraft von Informationsquellen und der COVID-19-Impfentscheidung bestand, und ob es dabei Unterschiede zwischen Geimpften und Ungeimpften gab.
Methodik: Die Studie verwendete Fragebogendaten aus der Querschnittserhebung der zweiten Welle der Studie „Corona-Monitoring bundesweit“ (RKI-SOEP-2) [3], die im Winter 2021/22 durchgeführt wurde und eine repräsentative Haushaltsbefragung ist. Die Analysen beruhten auf Daten von insgesamt 10.284 Befragten. Es wurde nach der Überzeugungskraft von neun Informationsquellenarten für die eigene Impfentscheidung gefragt. In neun binär logistische Regressionsanalysen gingen neben der Überzeugungskraft der Informationsquellen auch der Impfstatus, soziodemografische (Geschlecht, Alter, Bildungsstatus) und pandemiebezogene Kovariaten (subjektive Informiertheit, Sorge zu erkranken) ein [4].
Ergebnisse: Für mehr als die Hälfte der Befragten (55,2%) waren Gespräche mit Familie, Freundinnen/Freunden sowie Bekannten am überzeugendsten für ihre Impfentscheidung, für 44,2% waren es Fernsehen/Radio. Zeitungen/Zeitschriften und Gespräche mit Ärztinnen/Ärzten gab jeweils etwa ein Drittel (35,3% bzw. 33,1%) als am überzeugendsten an. Etwa ein Fünftel fand Broschüren/Websites von Behörden am überzeugendsten (20,3%). Weniger als ein Zehntel ließ sich jeweils von sozialen Medien/Messenger-Diensten (9,3%), Broschüren von Apotheken und Krankenkassen (9,0%), Gesprächen mit Apothekenpersonal (6,9%) oder Online-Gesundheitsportalen (5,5%) hauptsächlich überzeugen.
Bei drei der neun Informationsquellenarten zeigten sich relevante Unterschiede zwischen Geimpften und Ungeimpften. Bei „sozialen Medien/Messenger-Diensten“ war für Ungeimpfte die statistische Chance (Odds Ratio=OR), diese als hauptsächlich überzeugend für die eigene Impfentscheidung anzugeben, etwa um das Vierfache erhöht verglichen mit Geimpften (OR = 3,8 bzw. 3,4). Die statistische Chance, „Gespräche mit Ärztinnen/Ärzten“ bzw. „Broschüren/Websites von Behörden“ als sehr/eher überzeugend für die eigene Impfentscheidung zu bewerten, war bei den Ungeimpften verglichen mit Geimpften etwa um das 0,3- bzw. 0,4-Fache verringert.
Diskussion: Die Ergebnisse verweisen darauf, vielfältige Kommunikationsstrategien zur Impfaufklärung zu nutzen und dabei traditionelle, digitale Medien und zwischenmenschliche Informationsquellen einzusetzen. Um Fehlinformationen zum Impfen entgegenzuwirken, sollten aktive Maßnahmen in sozialen Medien/Messenger-Diensten ergriffen werden. Hier könnte der ÖGD durch sein spezifisches und lokales Wissen besondere Effektivität entfalten.
Limitation: Es konnte nicht bestimmt werden, ob Personen, die Impfungen zögerlich gegenüberstehen, zu sozialen Medien/Messenger-Diensten wechselten oder ob diese das Impfverhalten beeinflussten.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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