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DOI: 10.1055/s-0045-1802108
Surveillance der stationären Behandlungsfälle und Sterberaten von Hautkrebs in Brandenburg: Einfluss des Klimawandels und der UV-Belastung
Hintergrund: Seit einigen Jahrzehnten haben sich die durch UV-Strahlung verursachten Hautkrebserkrankungsfälle in Deutschland stetig erhöht (RKI, 2023). Derzeit erkranken in Deutschland über 300.000 Menschen pro Jahr neu an Hautkrebs und über 4.000 versterben jährlich daran (UBA, 2023). UV-Strahlung gilt als der bedeutsamste Risikofaktor in der Ätiologie von Hautkrebs und wurde deswegen als "krebserregend für den Menschen" eingestuft. Die durch den Klimawandel verursachte Zunahme von Niedrigozonereignissen führte in den letzten Jahren zu plötzlicher und unerwartet hoher UV-Belastung bereits im Frühjahr. Darüber hinaus hat der Klimawandel zu einer Veränderung der Bewölkungssituation über Deutschland geführt; dies resultiert in einem Anstieg der durchschnittlichen jährlichen Sonnenscheinstunden und der UV-Strahlung, die ungehindert die Erdoberfläche erreicht (BfS, 2024).
UV-Schäden kumulieren sich im Laufe des Lebens, sodass entsprechende Symptome mit zunehmendem Alter häufiger auftreten. Vor allem Menschen, die im Freien arbeiten, sind exponiert und daher einem erhöhten Risiko ausgesetzt. UV-bedingte Krebserkrankungen sind eine große gesundheitliche Belastung für die Betroffenen und verursachen hohe Kosten für das Gesundheitswesen. Ziel der Surveillance ist es, die Entwicklung der Inzidenz und Mortalität von Hautkrebs im Rahmen des Klimawandels für die Brandenburger Bevölkerung zu beobachten.
Methodik: Die Anzahl der Verstorbenen sowie die stationären Behandlungsfälle für die Diagnosen „Bösartiges Melanom der Haut“ (ICD-10-Code C43), „Sonstige bösartige Neubildungen der Haut“ (ICD-10-Code C44), „Melanoma in situ“ (ICD-10-Code D03) sowie die Neuerkrankungen am „Bösartigen Melanom der Haut“ (Daten des Krebsregisters Berlin-Brandenburg) wurden für das Land Brandenburg in Relation zu Bevölkerungsalter und -geschlecht analysiert und mit den Daten aus Deutschland verglichen. Die Auswertung umfasst den Zeitraum 2006-2022.
Ergebnisse: In Brandenburg ist das maligne Melanom der Haut (schwarzer Hautkrebs) die sechsthäufigste Krebsart bei Männern und die fünfthäufigste bei Frauen. In 2022 erkrankten in Brandenburg mehr als 700 Menschen am malignen Melanom und fast 100 starben im Laufe des Jahres daran. Die Mortalität am malignen Melanom schwankt seit 2006 stark, zeigt aber seit 2018 einen leichten, aber deutlichen Anstieg. Der vom RKI für Deutschland seit 2012 gemeldete rückläufige Trend für das maligne Melanom bei Frauen ist in Brandenburg weder bei Frauen noch bei Männern zu beobachten. Am häufigsten tritt das Melanom am Rumpf sowie an den oberen und unteren Extremitäten auf. Die Anzahl an stationären Behandlungsfällen für „Melanoma in situ“ und „Sonstige bösartige Neubildungen der Haut“ (heller Hautkrebs) sind in Brandenburg im Beobachtungszeitraum deutlich angestiegen. Auch die Mortalität bei hellem Hautkrebs zeigt einen steigenden Trend.
Diskussion: Im Vergleich zu den Zahlen aus Deutschland sind die Zahlen der stationären Behandlungsfälle aufgrund von schwarzem und hellem Hautkrebs in Brandenburg durchgängig höher (+23,5 %), ebenso die Mortalität aufgrund von hellem Hautkrebs (+20,9 %). Das höhere Alter der Bevölkerung in Brandenburg im Vergleich zum Bundesdurschnitt (+2,5 Jahre) trägt vermutlich zu diesen Werten bei. Angesichts dieser steigenden Fallzahlen im Land Brandenburg sowie einer möglichen weiteren Zunahme der UV-Belastung in Deutschland (prognostiziert +1,3 % zwischen 2050 und 2100) in den nächsten Jahren, ist es notwendig, die Inzidenz und die Todesfälle an Hautkrebs in Brandenburg weiter zu beobachten und weitere Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen durchzuführen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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