Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S126
DOI: 10.1055/s-0045-1802153
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Postersitzung Evidenz
13:30 – 15:00

GENTRAIN – Projekt zur Entwicklung und Einführung von Software für die genomisch gestützte Infektionskettenanalyse. Ein interaktiver Workshop zur Untersuchung eines SARS-CoV-2-Ausbruchs an einer Schule aus der Perspektive des Gesundheitsamtes

A Franke
1   Universität Bielefeld, Bielefeld
,
M Tröger
1   Universität Bielefeld, Bielefeld
,
A Jack
1   Universität Bielefeld, Bielefeld
,
L Fischer
1   Universität Bielefeld, Bielefeld
,
B Kräling
2   Genomische Mikrobiologie und Immunologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Düsseldorf
,
J Ptok
2   Genomische Mikrobiologie und Immunologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Düsseldorf
,
J Weber
2   Genomische Mikrobiologie und Immunologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Düsseldorf
,
P Vogel
2   Genomische Mikrobiologie und Immunologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Düsseldorf
,
S Fuchs
2   Genomische Mikrobiologie und Immunologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Düsseldorf
,
A Dilthey
2   Genomische Mikrobiologie und Immunologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Düsseldorf
,
C Hornberg
1   Universität Bielefeld, Bielefeld
2   Genomische Mikrobiologie und Immunologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Düsseldorf
› Author Affiliations
 

Das Projekt GENTRAIN (Genetic tracing of infection chains, gefördert durch die EU im Zuge des DARP) beschäftigt sich mit der Entwicklung und Einführung von Software zur genomisch-gestützten Infektionskettenanalyse für den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD). Die Steigerung und Weiterentwicklung des digitalen Reifegrades des ÖGDs ist im Zuge der Förderung von zentraler Bedeutung, um die Infektionsüberwachung auch außerhalb pandemischer Krisen langfristig zu verbessern. Der Fokus liegt auf der Zusammenarbeit zwischen medizinischer Forschung und ÖGD, um nachhaltig nutzbare Tools für genomische Erregersurveillance (GES) zu erstellen und weiterzuentwickeln. Im Rahmen des Projekts soll der ÖGD eine aktive Rolle übernehmen, z.B. durch Einbringen von Vorschlägen, Bedarfen und Feedbacks. Langfristig ist damit die Stärkung des öffentlichen Gesundheitsdienstes und der Gesundheitsinfrastruktur im Bereich der GES angestrebt. Mit der so entstehenden Expertise und den nachhaltig nutzbaren digitalen Tools ist es möglich, künftig schneller und resilienter auf Gesundheitskrisen zu reagieren.

GENTRAIN ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem MAGS NRW, dem LZG NRW, der Universität Düsseldorf und der Universität Bielefeld. Aus Düsseldorf ist die Arbeitsgruppe „Genomische Mikrobiologie und Immunologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene“ von Prof. Alexander Dilthey beteiligt. Die Arbeitsgruppe „Sustainable Environmental Health Sciences“ von Prof.‘in Claudia Hornberg bildet das Bielefelder Team aus der Medizinischen Fakultät OWL.

Das Team aus Düsseldorf übernimmt den Bereich der Softwareentwicklung und ist insbesondere an der Erstellung des Dashboards und der digitalen Tools beteiligt. Die Medizinische Fakultät Bielefeld befasst sich mit den administrativen Teilen, einschließlich der Kommunikation mit dem ÖGD, der Erhebung von Bedarfen und Feedback sowie der Durchführung von Schulungen. Sie dient als Schnittstelle zwischen dem ÖGD und der Forschung. Der ÖGD bietet als operative Instanz der lokalen Infektionsprävention eine wertvolle Anwendersicht für die geplanten Weiterentwicklungen der Infrastruktur. Die Rückmeldungen der künftigen Anwenderinnen und Anwender aus dem ÖGD sind für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Tools essenziell. Praxisnahe Expertise sowie die aktuellen Erkenntnisse aus dem Infektionsgeschehen liefern Ideen für Verbesserungen verschiedener Anwendungen zur GES. Gleichzeitig erhält der ÖGD die Möglichkeit, weiterhin an der Gestaltung der Surveillance-Tools mitzuwirken.

Inhalte des Projekts: Beteiligt an diesem Projekt sind neben dem Gesundheitsamt Düsseldorf die sieben Gesundheitsämter aus Ostwestfalen-Lippe (Bielefeld, Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke und Paderborn). Mindestens fünf weitere Gesundheitsämter sollen in das Projekt integriert werden. Durch die geplante Ausweitung von Anwenderstandorten sollen neue Perspektiven und operative Erfahrungen gewonnen werden, welche die nutzerorientierte Entwicklung und nachhaltige Nutzbarkeit von Tools zur GES weiter verbessern können.

Als administrative Schnittstelle führt die Arbeitsgruppe aus Bielefeld Befragungen und Bedarfserhebungen durch. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Universität Düsseldorf werden Fragen aus dem IT-Bereich direkt integriert, um eine effiziente Implementierung des Feedbacks in die digitalen Tools zu gewährleisten. Nach der Fertigstellung des Dashboards werden Schulungen für die Mitarbeitenden des ÖGDs durchgeführt. Ein Fokus wird auf die Erstellung von Videotutorials mit dauerhaftem Zugriff gelegt, um eine kontinuierliche und autodidaktische Einarbeitung in die neuen Tools zu ermöglichen.

Ein wichtiges Ziel von GENTRAIN ist die Erhöhung des digitalen Reifegrads des ÖGDs, wobei insbesondere die Dimensionen Mitarbeitende, Zusammenarbeit sowie Software, Daten und Interoperabilität adressiert werden.

Workshop-Inhalte und zeitlicher Rahmen: Nach einer kurzen Einleitung und Präsentation (ca. 15 Minuten) zu den Hintergrundinformationen des Projekts startet der interaktive Workshop mit freiwilligen Teilnehmenden. Dieser Teil ist mit 30-45 Minuten angesetzt. Im Anschluss des Workshops ist eine offene Runde für Feedback, Anregungen und Vorschlägen geplant. Die Feedback- und Fragerunde inkl. Diskussion wird je nach Beteiligung auf 15 Minuten geschätzt. Insgesamt wird für diesen Workshop eine Gesamtzeit von 75 Minuten angesetzt.

Im Workshop soll anhand eines Fallbeispiels die Analyse eines Ausbruchsszenarios mit den Tools simuliert werden. Hierbei werden die Teilnehmenden in die Rolle von Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes versetzt, um ein fiktives Szenario zu bearbeiten, bei dem ein SARS-CoV-2-Ausbruch in Schule A untersucht werden soll. Der Ausgangspunkt der Analyse ist die Frage, ob der vermutete Ausbruch in Schule A tatsächlich ein klonaler Ausbruch ist. Zudem wird untersucht, ob es Hinweise auf eine Verbindung zu einem weiteren SARS-CoV-2-Ausbruch in Schule B gibt, der ebenfalls analysiert werden muss. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Identifikation möglicher zusätzlicher Verbindungen zwischen dem Ausbruch in Schule A und der breiteren Community. Der Workshop zielt darauf ab, das Tool praktisch anzuwenden und die Teilnehmenden bei der Analyse und Interpretation von Verbindungen und Ausbrüchen zu unterstützen. Unter Bereitstellung von realen, anonymisierten Daten kann die praktische Nutzung des Dashboards gezeigt werden.

Da das Tool browserbasiert ist, wird ein Laptop mit Internetzugang benötigt.



Publication History

Article published online:
11 March 2025

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