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DOI: 10.1055/s-0045-1802154
Schnittstellenharmonisierung und Austauschplattform Trinkwasserhygiene (SHAPTH)
Ausgangslage und Zielsetzung: Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) überwacht die Trinkwasserhygiene gemäß der Trinkwasserverordnung (TrinkwV). Dies erfolgt in heterogenen Fachverfahren, und der Datenaustausch zwischen Untersuchungsstellen, Wasserversorgern, Gesundheitsämtern und Landesbehörden findet in diversen Formaten und häufig via E-Mails und länderspezifischen Schnittstellen statt. Unterschiedliche Schnittstellen und Übertragungsformate führen zu Fehleranfälligkeit und einem hohen Korrekturaufwand. Die Digitalisierung und Harmonisierung dieser Prozesse sind daher dringend notwendig, um eine effizientere, sicherere und zeitgemäße Datenverarbeitung zu gewährleisten.
Die einheitliche Lösung: Was ist SHAPTH?: Mit Unterstützung des „Pakts für den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD)“ wird unter der Verantwortung aller 16 Bundesländer die Entwicklung einer harmonisierten Schnittstelle für die Trinkwasserhygiene, SHAPTH, vorangetrieben. Diese Lösung umfasst ein XÖV-Datenmodell („XWasser“) und eine Datenaustauschplattform, die Prüfberichte, Untersuchungspläne und Jahresberichte standardisiert übermittelt. SHAPTH bietet eine REST- bzw. GraphQL-Schnittstelle und unterstützt Akteure ohne umfassende Fachanwendung durch ein Webinterface. Einheitliche Register und IDs werden zudem den länderübergreifenden Datenaustausch perspektivisch vereinfachen.
Aktueller Stand (September 2024): Die Konzeptionsphase wurde im Sommer 2024 abgeschlossen. Ein Expertengremium arbeitete erfolgreich an der Harmonisierung der bestehenden Datenstandards, und der XÖV-Standard „XWasser“ wurde mit rund 2.000 Prüfparametern fertiggestellt. Die Pilotierung des Prüfberichtsmoduls, das aufgrund seiner Nutzungshäufigkeit höchste Priorität besitzt, ist weit fortgeschritten. Softwarehersteller arbeiten bereits intensiv an der Implementierung von SHAPTH in ihre Systeme, unterstützt durch eine frei zugängliche Testumgebung.
Pilotierungsphase: Planung und Status: Die Pilotierung begann im September 2024 und besteht aus zwei Stufen: Zunächst wird die technische Interaktion zwischen den Fachanwendungen der Gesundheitsämter und Laborinformationssystemen getestet. Anschließend erfolgt die Ende-zu-Ende Pilotierung, bei der der vollständige Nachrichtentransport in einer Testumgebung überprüft wird. Bis November 2024 wird die erfolgreiche Pilotierung aller Module erwartet, um einen bundesweiten Rollout ab Januar 2025 vorzubereiten.
Ausblick: Rollout und verbindliche Einführung in den Ländern: Der bundesweite Rollout von SHAPTH erfordert die systematische Einbindung der Softwareanbieter. Durch eine abgestufte Einführung und die Zusammenarbeit mit den Ländern sollen alle Akteure – Untersuchungsstellen, Wasserversorger und Gesundheitsbehörden – die Umstellung auf den neuen Standard unterstützen. Nach erfolgreicher Implementierung wird eine rechtliche Absicherung des Standards angestrebt.
Ergebnis: Mehrwerte für den ÖGD und alle Stakeholder: SHAPTH vereinfacht den Datenaustausch erheblich, verbessert die Konsistenz und IT-Sicherheit der Daten und führt zu einer Entlastung der Mitarbeiter im ÖGD. Durch die Automatisierung von Prozessen können Effizienzgewinne realisiert werden, die den Personalmangel abfedern. Auch private Akteure wie Wasserversorger und Untersuchungsstellen profitieren von der Reduzierung manueller Fehler und einem beschleunigten Datenfluss.
Fazit: Das SHAPTH-Projekt wird den Datenaustausch in der Trinkwasserhygiene erheblich modernisieren. Erfolgsfaktoren sind die konsequente Unterstützung staatlicher und privater Akteure, die technische Umsetzung durch Softwarehersteller sowie ein nachhaltiges Finanzierungskonzept.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
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