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DOI: 10.1055/s-0045-1802158
Evaluation einer Impfaufklärung in der Schule zum Erreichen einer höheren HPV-Impfquote bei Schulkindern
Hintergrund: Infektionen durch das Humane Papillomavirus (HPV) gehören zu den häufigsten sexuell übertragenen Infektionen. Einige HPV-Viren können Genitalwarzen oder Gebärmutterhalskrebs hervorrufen, die weltweit zweithäufigste Krebserkrankung der Frau. Seit 2007 ist die Impfung für Mädchen von der STIKO als Standardimpfung empfohlen, seit 2018 für Jungen. Die Durchimpfungsquote in Deutschland ist niedrig, 2021 waren 54% der 15-jährigen Mädchen und 27% der 15-jährigen Jungen vollständig gegen HPV geimpft. Hier besteht Aufklärungsbedarf.
Umsetzung: Aufbauend auf einer Promotion von J. Klein und in Kooperation mit dem Verein „Impfaufklärung in Deutschland e.V.“, wurde am Gesundheitsamt Rhein-Neckar-Kreis, welches auch für die Stadt Heidelberg zuständig ist (GA RNK/HD), ein Impfaufklärungsprojekt an Schulen initiiert, durch das eine wissenschaftlich evaluierte Steigerung der HPV-Impfquote erreicht werden soll. Für die fachliche und methodische Studienplanung und Einreichung bei der Ethikkommission der medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg konnten das Heidelberger Institut für Global Health und das Deutsche Krebsforschungszentrum als Kooperationspartner gewonnen werden. Für die Datenerhebung an Schulen musste zudem eine Genehmigung des Regierungspräsidiums eingeholt werden.
Geplant ist die Durchführung und Evaluierung einer interaktiven allgemeinen Impfaufklärung in einer Cluster-randomisierten kontrollierten Studie mit Schulkindern der 7. Klasse in Schulen in RNK/HD.
Alle in Frage kommenden Schulen werden angeschrieben; bei Studienteilnahme werden Eltern und Schulkinder aufgeklärt. Die Schulen werden zufällig in Interventionsgruppe oder Kontrollgruppe eingeteilt. Die Impfpässe aller teilnehmenden Schulkinder werden gemäß den STIKO-Empfehlungen zu zwei Zeitpunkten auf einen vollständigen Impfstatus hin überprüft. In der Interventionsgruppe findet im ersten Halbjahr die Impfaufklärung statt. Vor und nach dem Vortrag werden per Fragebogen Kenntnisstand und Einstellung zum Thema Impfungen aller teilnehmenden Schulkinder erfasst. Im zweiten Halbjahr füllen alle Teilnehmenden denselben Fragebogen aus und der Impfpass wird erneut durchgesehen. In der Kontrollgruppe erfolgt die Intervention im zweiten Halbjahr, während die Datenerhebung im ersten Halbjahr stattfindet. Impfungen in der Schule finden nicht statt. In Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kinderärztinnen und Kinderärzten sollen Impftermine zeitnah angeboten werden und zudem in der Arztpraxis erfolgte HPV-Impfungen der Studienteilnehmer an das GA RNK/HD rückgemeldet werden. Die Daten der Schulkinder werden vor Aufnahme in die Datenbank pseudonymisiert. Die Intervention ist erfolgreich, wenn eine signifikante Steigerung der Erstimpfquoten um mindestens 20 Prozentpunkte bei mindestens einem Geschlecht erreicht wird.
Diskussion: Ziel der Studie ist es, die Impflücke zu quantifizieren und die Effektivität einer an der Schule stattfindenden Aufklärung in Bezug auf das Erreichen einer besseren Impfquote für HPV zu evaluieren. In mehreren Landkreisen in Deutschland haben bereits HPV-Impfprojekte an Schulen stattgefunden, von denen wenige wissenschaftlich begleitet wurden. So fehlen weiterhin Daten, wie effektiv solche Projekte zur Erreichung einer höheren Impfquote sind.
Idealerweise sollte die HPV-Impfung im Alter von 9 Jahren erfolgen. Unter der Annahme, dass Siebtklässler bereits ein eigenes Gesundheitsbewusstsein entwickeln und nur zwei HPV-Impfungen zur vollständigen Immunisierung benötigen, wurde diese Zielgruppe ausgewählt.
Angesichts knapper personeller Ressourcen und weil Schulen häufig für Datenerhebungen genutzt werden, stellt die Zusammenarbeit mit den Schulen einen besonderen Aspekt dar. Da das Thema 'Impfen' aufgrund der Pandemie sensibel sein könnte, ist umfassende Informationsarbeit essenziell.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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