Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S130
DOI: 10.1055/s-0045-1802162
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Postersitzung GBE/Prävention
13:30 – 15:00

Etablierung einer kommunenübergreifenden Gesundheitsförderungsstrategie: Die Initiative „Gesundheit leben, Zukunft gestalten“ – Ein Beispiel aus Rheinland-Pfalz

Authors

  • J Bals

    1   Kreisverwaltung Rhein-Pfalz-Kreis, Abteilung Gesundheit und Verbraucherschutz, Referat Verwaltung Gesundheit und Verbraucherschut, Fachbereich Gesundheitsförderung und -berichterstattung; Ludwigshafen
  • P Jaehn

    1   Kreisverwaltung Rhein-Pfalz-Kreis, Abteilung Gesundheit und Verbraucherschutz, Referat Verwaltung Gesundheit und Verbraucherschut, Fachbereich Gesundheitsförderung und -berichterstattung; Ludwigshafen
  • V Junghans

    1   Kreisverwaltung Rhein-Pfalz-Kreis, Abteilung Gesundheit und Verbraucherschutz, Referat Verwaltung Gesundheit und Verbraucherschut, Fachbereich Gesundheitsförderung und -berichterstattung; Ludwigshafen
 

Hintergrund: Die Abteilung Gesundheit und Verbraucherschutz der Kreisverwaltung des Rhein-Pfalz-Kreises ist neben dem Rhein-Pfalz-Kreis für die kreisfreien Städte Frankenthal, Ludwigshafen und Speyer zuständig. Alle 4 Gebietskörperschaften weisen zum Teil sehr unterschiedliche Bevölkerungsstrukturen und Soziodemographien vor allem im Hinblick auf die Altersstruktur, die Arbeitslosenquoten und den Migrationshintergrund auf. Im Zuständigkeitsgebiet des Gesundheitsamtes waren am 31.12.2022 insgesamt 430.605 Personen als Einwohner gemeldet.

Im Jahr 2023 wurde in der Abteilung Gesundheit und Verbraucherschutz der neue Fachbereich „Gesundheitsförderung und -berichterstattung“ gegründet mit dem übergeordneten Ziel, Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention allen Menschen in den drei Lebensphasen „Gesund aufwachsen-Gesund leben und arbeiten- Gesund altern“ gemäß §3 Abs 2 der Landesrahmenvereinbarungen Rheinland-Pfalz im Zuständigkeitsbereich durch koordinierende Aktivitäten an den jeweiligen lokalen Bedarf anzupassen.

Eine besondere Herausforderung dabei war es, eine Struktur zu etablieren, die eine nachhaltige Zusammenarbeit mit allen vier Gebietskörperschaften zulässt. In diesem Beitrag soll die Initiative „Gesundheit leben, Zukunft gestalten“ und deren Entwicklung vorgestellt werden, die als Grundlage für den Strukturaufbau einer kommunenübergreifenden Gesundheitsförderungsstrategie am Gesundheitsamt des Rhein-Pfalz-Kreises dient.

Umsetzung: Die Initiative „Gesundheit leben, Zukunft gestalten “ bildet den Rahmen für die Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheitsamt, den vier Gebietskörperschaften und den Krankenkassen. Jede Gebietskörperschaft hat die Hoheit über Entscheidungen zur Gesundheitsförderung, wobei die sozialstrukturell unterschiedlichen Populationen unterschiedliche Prioritäten erfordern. Daher wird jede Gebietskörperschaft isoliert unterstützt. Die Mitarbeitenden des Fachbereichs beraten bei der Planung und Umsetzung eines Gesamtkonzepts zur Gesundheitsförderung, was eine aktive Mitarbeit der Gebietskörperschaften im Planungsprozess erfordert.

Der Fachbereich spielt eine zentrale Rolle, indem er Gesundheitsberichte bereitstellt, Analysen durchführt und fachliche Unterstützung bietet. Er begleitet die kommunale Gesundheitskonferenz (KGK) fachlich und koordiniert regelmäßige Austauschtreffen. Die Gebietskörperschaft ist verantwortlich für die Ernennung einer zuständigen Person, trifft verbindliche Beschlüsse zur Initiative und plant Maßnahmen zur Ressourcenallokation sowie Budgetierung für Gesundheitsförderungsprogramme. Die Krankenkassen übernehmen strategische Funktionen gemäß dem Präventionsgesetz, bieten finanzielle Unterstützung und fördern Netzwerkbildung. Diese klaren Verantwortlichkeiten gewährleisten eine effektive Umsetzung der kommunalen Gesundheitsförderungsstrategie.

Diskussion: Die Herausforderungen sind vielschichtig. Zunächst stellt die Vielzahl an Akteuren und Angeboten, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Verwaltung, eine erhebliche Hürde für die Koordination und Abstimmung dar. Zudem führt die Heterogenität der Gebietskörperschaften zu unterschiedlichen Bedürfnissen und Anforderungen, die berücksichtigt werden müssen. Die Zuständigkeit für vier Gebietskörperschaften erfordert zudem eine politische Legitimation und Abstimmung mit vier verschiedenen politischen Führungsebenen, die jeweils unterschiedliche politische Positionen vertreten, sowie die aktive Mitarbeit der Gebietskörperschaften. Die Interessen, Haushaltslagen, Ressourcenausstattungen und Verwaltungsstrukturen weisen erhebliche Unterschiede auf. Darüber hinaus stehen dem Fachbereich nur begrenzte personelle und zeitliche Ressourcen zur Verfügung, was die Bewältigung dieser Herausforderungen zusätzlich erschwert.

Angesichts der angespannten kommunalen Finanzlagen und der breiten Themenvielfalt wird deutlich, dass eine effektive Koordination und Abstimmung zwischen den Akteuren unerlässlich sind, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kommunen gerecht zu werden und die vorhandenen Ressourcen optimal zu nutzen.



Publication History

Article published online:
11 March 2025

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