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DOI: 10.1055/s-0045-1802177
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Schuleingangs- und Seiteneinsteigeruntersuchungen im Landkreis Offenbach: Analyse der Entwicklungen von 2017 bis 2024
Authors
Einleitung: Schuleingangs- und Seiteneinsteigeruntersuchungen sind essenzielle Instrumente des öffentlichen Gesundheitsdienstes, um den Gesundheitszustand von Kindern systematisch zu erfassen. Diese Untersuchungen bieten wertvolle Informationen über die körperliche und entwicklungsbezogene Gesundheit der Kinder. Die COVID-19-Pandemie führte jedoch zu einem Rückgang dieser wichtigen Untersuchungen. Diese Studie analysiert die Entwicklung der Anzahl der durchgeführten Untersuchungen im Landkreis Offenbach zwischen den Untersuchungsjahren 2017/2018 und 2023/2024. Ziel dieser Analyse war es, das Ausmaß der durch die Pandemie entstandenen Lücke bei den Untersuchungen zu erfassen und den Einfluss auf die frühzeitige Erkennung von gesundheitlichen und entwicklungsbezogenen Bedürfnissen zu untersuchen.
Methodik: Die Daten der Schuleingangs- und Seiteneinsteigeruntersuchungen wurden mit Hilfe der Fachanwendung OctoWare®TN erfasst und anschließend mittels OctoReport®TN exportiert. Zur weiteren Verarbeitung wurden die Daten in MS Excel übertragen, dort bereinigt und für die Analyse aufbereitet. Im Rahmen der Analyse wurden die jährlichen und monatlichen Untersuchungszahlen sowie andere Merkmale, wie beispielsweise die Geschlechterverteilung, ausgewertet, wobei ein besonderes Augenmerk auf die pandemiebedingten Veränderungen gelegt wurde.
Ergebnisse: Schuleingangsuntersuchungen: Im Untersuchungsjahr 2017/2018 wurden 3.396 Untersuchungen durchgeführt (1.612 Mädchen, 1.784 Jungen). Im Jahr 2019/2020 sank die Anzahl der Untersuchungen auf ein Minimum von nur 81 Untersuchungen (38 Mädchen, 43 Jungen). Ab dem Untersuchungsjahr 2021/2022 stiegen die Zahlen wieder an und erreichten 2022/2023 mit 3.918 Untersuchungen (1.893 Mädchen, 2.025 Jungen) das Vorpandemieniveau.
Seiteneinsteigeruntersuchungen: Im Jahr 2017/2018 wurden 311 Untersuchungen durchgeführt (146 Mädchen, 165 Jungen). Im Jahr 2019/2020, wurden lediglich 143 Kinder untersucht (62 Mädchen, 81 Jungen). Nach der Pandemie stiegen die Zahlen auf 390 im Jahr 2021/2022 (220 Mädchen, 179 Jungen) und 790 im Jahr 2022/2023 (364 Mädchen, 426 Jungen).
Diskussion: Die COVID-19-Pandemie führte zu einem erheblichen Rückgang der Untersuchungszahlen in den Jahren 2020 und 2021, was die frühzeitige Identifizierung gesundheitlicher und entwicklungsbezogener Bedürfnisse stark einschränkte. Erst ab 2022 konnten die Untersuchungszahlen wieder ansteigen und das Vorpandemieniveau erreichen. Besonders auffällig war der deutliche Anstieg der Seiteneinsteigeruntersuchungen im Jahr 2022/2023, der im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg und der steigenden Zahl geflüchteter Kinder steht. Traditionell waren bei den Seiteneinsteigeruntersuchungen mehr Jungen vertreten, da z. B. während der Flüchtlingskrise 2015 viele allein reisende Jungen nach Deutschland kamen. Durch die vermehrte Ankunft von Familien und weiblichen Geflüchteten aus der Ukraine wurde der geschlechterspezifische Unterschied in den letzten Jahren jedoch ausgeglichener. Insgesamt zeigte sich eine konstante Geschlechterverteilung, wobei ein leichter Überschuss an Jungen festzustellen war. Im Landkreis Offenbach konnten die Untersuchungen der Schulanfänger und Seiteneinsteigern vor der Pandemie stets vollständig durchgeführt werden. Bereits im Jahr 2023 war es wieder möglich, eine reguläre Untersuchung für den kompletten Jahrgang durchzuführen. Es ist wichtig, im Blick zu behalten, dass zwei komplette Jahrgänge keine Untersuchung erhalten konnten, was möglicherweise zu verzögerten Diagnosen bei den betroffenen Kindern geführt haben könnte.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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