Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S149-S150
DOI: 10.1055/s-0045-1802204
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Postersitzung Infektionsschutz
13:30 – 15:00

Fehleranalyse des Masernfall-Managements im Kreis Nordfriesland

Authors

  • W Hansen

    1   Kreis Nordfriesland, Fachdienst Gesundheit, Infektionsschutz, Husum
  • C Augustin

    1   Kreis Nordfriesland, Fachdienst Gesundheit, Infektionsschutz, Husum
  • I Tomsic

    1   Kreis Nordfriesland, Fachdienst Gesundheit, Infektionsschutz, Husum
 

Masern zählen zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten weltweit. Im Jahr 2023 wurde nach der Pandemie global wieder ein signifikanter Anstieg an Masernfällen registriert (1). Auch in Deutschland wurde 2024 das präpandemische Niveau wieder erreicht (2). Dennoch ist die Inzidenz in Deutschland aufgrund der hohen Immunität der Bevölkerung weiterhin niedrig, dies stellt die Diagnostik vor besondere Herausforderungen (3), dabei ist insbesondere eine schnelle und korrekte Diagnostik wichtig (1, 4). Das ECDC empfiehlt, dass der Öffentliche Gesundheitsdienst das Bewusstsein von medizinischem Personal für Masern fördert und dass Handlungsanweisungen überprüft und implementiert werden (1).

In Nordfriesland gab es lange Zeit keine Masernerkrankungen oder Verdachtsfälle. Die Erfahrungswerte diesbezüglich waren entsprechend gering. Daher wurde die Bearbeitung eines Masern-Falls im Mai 2024 von den zuständigen Mitarbeitenden des Infektionsschutzes nach Abschluss evaluiert, mit dem Ziel das Masernfall-Management für zukünftige Fälle zu optimieren. Die Fallaufarbeitung hat interne und externe Fehlerquellen, insbesondere im Bereich der Diagnostik, identifiziert, die die Durchführung notwendiger Maßnahmen erheblich erschwerten und verzögerten. Die relevantesten waren: Eine nicht ausreichende und langdauernde Labordiagnostik, bei der lediglich IgG-Serologie bestimmt wurde; undeutliche oder widersprüchliche klinische Diagnosen; fehlendes Bewusstsein über die Dringlichkeit der erforderlichen Maßnahmen und Ermittlungen durch das GA; größere Impflücken und Unwissenheit über den eigenen Impfstatus in der Bevölkerung. Es wurden entsprechende Interventionen erarbeitet, die darauf abzielen das Masernfall-Management zu optimieren, wie z.B. die Überprüfung und Anpassung der Verfahrensanweisungen für Masern-Verdachtsfälle in den Kliniken und Praxen, mit besonderem Fokus auf die notwendige und richtige Labordiagnostik sowie Sensibilisierung des medizinischen Personals für die steigenden Fallzahlen und das Erkrankungsbild der Masern. Zudem wurden die internen Handlungsanweisungen für die Ermittlung überarbeitet.

Bisher konnten diese Interventionen noch nicht evaluiert werden. Die Aufarbeitung des Masernfalls verdeutlicht jedoch, dass Mitarbeitende im Gesundheitswesen geschult und Verfahrensanweisungen überprüft werden sollten, um ein reibungsloses Masernfall-Management, insbesondere vor dem Hintergrund der niedrigen Inzidenz in Deutschland, zu ermöglichen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025

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