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DOI: 10.1055/s-0045-1802212
Case Report: Diagnose einer oligosymptomatischen Neurolues in der allgemeinmedizinischen Sprechstunde im Rahmen des Fachdienstes STI und sexuelle Gesundheit am Gesundheitsamt Köln.
Autoren
Hintergrund: Seit 2022 steigen die dem Robert-Koch-Institut gemeldeten Fälle von Syphilis deutlich an. Besonders in den Ballungszentren sind steigende Inzidenzen zu verzeichnen – in Köln wurden im Jahr 2022 42,9 Fälle/100.000 Einwohner gemeldet[1]. Der Fachdienst STI und sexuelle Gesundheit des Gesundheitsamts Köln bietet seit August 2022 neben der gynäkologischen und urologischen Sprechstunde auch eine allgemeinmedizinische Sprechstunde für Menschen ohne Krankenversicherung an. Es besteht eine niedrige Prävalenz von Syphilis bei Geflüchteten und Asylbewerber*innen, welche sich nicht signifikant von der, der deutschen Bevölkerung unterscheidet[2].
Methoden: Wir berichten über einen vietnamesischen Patienten, der sich mit mäßigen Symptomen wie Schwindel, Kopfschmerzen und anorektalen Schmerzen in unserer Sprechstunde vorstellte. Im Verlauf der Diagnostik wurde eine positive Lues – Serologie gefunden, aufgrund der unspezifischen neurologischen Symptomatik wurde die Indikation zur Lumbalpunktion gestellt. Entzündliche Liquorveränderungen mit Pleozytose und eine positiven Luesserologie in der Zerebrospinalflüssigkeit ergaben die Diagnose einer Neurolues. Eine leitliniengerechte Therapie wurde veranlasst. Die Finanzierung der Lumbalpunktion sowie der leitliniengerechten Therapie konnte in diesem Fall über das Kooperationsprojekt anonymer Krankenschein der Stadt Köln ermöglicht werden.
Diskussion: Eine Neurosyphilis ist eine eher seltene Entität. HIV – positive Patient*innen zeigen eine erhöhte Rate einer zerebralen Manifestation einer Lues im Vergleich zu Syphilis-Patient*innen ohne HIV (1,2% vs. 0,7%)[3]. Der hier beschriebene Patient war hingegen HIV – negativ. Je nach Zeitpunkt der Manifestation wird eine „frühe Neurosyphilis“ von einer „späten Neurosyphilis“ unterschieden, wobei die späten Manifestationsformen wie die tabische Neurosyphilis oder die paralytische Neurosyphilis heute Raritäten sind. Die frühe Neurolues zeigt wie bei dem hier beschriebenen Patienten eine eher unspezifische Symptomatik, daher sollte die Indikation zur Lumbalpunktion auch bei eher blander neurologisch/psychiatrischer Klinik bei Patient*innen mit einer positiven Luesserologie großzügig gestellt werden. Dieser Fall zeigt, dass die allgemeinmedizinische interdisziplinär aufgestellte Sprechstunde des Fachdienstes STI und sexuelle Gesundheit im Rahmen des Kooperationsprojektes anonymer Krankenschein mit guten fachlichen Kenntnissen auch im Bereich der sexuell übertragbaren Infektionen, einen funktionierenden Zugang darstellt, um Patient*innen, die sich mit unspezifischen Beschwerden nicht durch ein rein auf STI fokussiertes Angebot angesprochen fühlen würden, einen Zugang zu nötiger Diagnostik und Therapie zu ermöglichen
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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