Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S154
DOI: 10.1055/s-0045-1802215
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Postersitzung Infektionsschutz
13:30 – 15:00

Allgemeinmedizin als Tor – auch – zu sexueller Gesundheit – Erfahrungen aus dem Fachdienst STI und sexuelle Gesundheit des Gesundheitsamts Köln

C Lüders
1   Fachdienst STI und Sexuelle Gesundheit, Gesundheitsamt der Stadt Köln, Köln
,
F Oliveira
1   Fachdienst STI und Sexuelle Gesundheit, Gesundheitsamt der Stadt Köln, Köln
,
A J Gläser-Zorn
1   Fachdienst STI und Sexuelle Gesundheit, Gesundheitsamt der Stadt Köln, Köln
,
K Baumhauer
1   Fachdienst STI und Sexuelle Gesundheit, Gesundheitsamt der Stadt Köln, Köln
,
H Stelberg
1   Fachdienst STI und Sexuelle Gesundheit, Gesundheitsamt der Stadt Köln, Köln
› Institutsangaben
 

Hintergrund: Themen rund um Sexualität und sexuelle Gesundheit werden immer noch häufig tabuisiert, an sexuell übertragbaren Infektionen (STI) Erkrankte werden immer noch häufig stigmatisiert. STI können zudem auch mit unspezifischen Symptomen einhergehen oder sogar asymptomatisch verlaufen. Dies alles führt immer wieder zu verzögerter Diagnostik bei sexuell übertragbaren Infektionen und späten Diagnosestellungen sowie Behandlungen.

Insbesondere in Bevölkerungsgruppen, welche von weiteren Hürden wie Sprachbarriere, fehlender Krankenversicherung oder Illegalisierung betroffen sind, finden Themen rund um sexuelle Gesundheit häufig noch weniger Raum in der medizinischen Versorgung, was die Diagnosestellung von STI weiter erschwert.

Zugänge zu Menschen in Lebenswelten mit intersektionalen gesundheitlichen Risiken sind aus verschiedenen Gründen in den letzten Jahren schwieriger geworden, gleichzeitig ist der Bedarf gesundheitlicher subsidiärer Versorgung aus individueller und Public-Health-Perspektive zunehmend.

Umsetzung: Im Fachdienst STI und sexuelle Gesundheit des Gesundheitsamts Köln wurde daher im August 2022 zusätzlich zu der bereits bestehenden gynäkologischen und urologischen Sprechstunde eine allgemeinmedizinische Sprechstunde für Menschen ohne Krankenversicherung implementiert. Ein wesentlicher Grund für diese Sprechstundenerweiterung war die Überlegung, Menschen intersektionaler anzusprechen und zu erreichen. Z.B. Menschen welche sich durch das bisherige Angebot mit dem offensichtlichen Fokus auf STI und sexuelle Gesundheit nicht angesprochen fühlen, aber dennoch Bedarfe im Bereich der sexuellen Gesundheit haben – oder diese ggf. im Verlauf entwickeln und ihre Bedarfe durch ein sich bis dahin aufgebautes Vertrauensverhältnis auch thematisieren können.

Diskussion: Das um die Allgemeinmedizin erweiterte Sprechstundenangebot soll sog. „missed opportunities“ von STI-Diagnosestellung und -Behandlung verringern. Zudem soll es allgemein den Zugang zu sexueller Gesundheit verbessern und Raum für die verschiedenen mit sexueller Gesundheit verknüpften Themen für Menschen ohne Zugang zur Regelversorgung und einem häufig intersektionellen Risikoprofil schaffen.

Anhand der Auswertung der eigenen Daten wird gezeigt, wie viele und welche Menschen mit dem im August 2022 geschaffenen zusätzlichen medizinischen Angebot erreicht wurden. Zudem wird geprüft, wie hoch der Anteil jener ist, welche mit primär allgemeinmedizinischen Beschwerden die Sprechstunde aufsuchten und initial eine STI-Diagnose erhielten bzw. im weiteren Verlauf einen Beratungs- oder Behandlungsbedarf im Kontext Sexueller Gesundheit und/oder konkret STI hatten.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025

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