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DOI: 10.1055/s-0045-1802220
Epidemiologie der Hepatitis-E Fallzahlen im Land Brandenburg- ein wachsendes Public Health Problem?
Authors
Hintergrund: Entzündungen des Leberparenchyms, ausgelöst durch das Hepatitis-E-Virus (HEV), kommen weltweit vor. Noch vor wenigen Jahren wurde Hepatitis E als eine in Deutschland selten vorkommende Zoonose angesehen, die vor allem im Ausland erworben wurde. Genotypisierungen ergeben jedoch, dass der Großteil der Infektionsexpositionen, also der Erwerb der Infektionskrankheit, in Deutschland erfolgt sein muss1. Seit einigen Jahren steigen die Zahlen für akute Hepatitis-E-Fälle in Deutschland an2. Übertragen wird das Virus in Deutschland meist zoonotisch durch den Verzehr unzureichend gegarten Haus- und Wildschweinfleischs, aber auch durch Muscheln. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung durch Kontaktinfektion kann bei bestimmten Genotypen ebenfalls vorkommen.
Die Infektionen verlaufen meist asymptomatisch, können aber bei immunsupprimierten Personen zu chronischen Verläufen und nicht selten zu einer Leberzirrhose führen.
Das Ziel dieser Untersuchung ist es die Entwicklung der Fallzahlen der Hepatitis E in Brandenburg über die Jahre 2017-2024 darzustellen und in einem nächsten Schritt eventuell Risikogruppen zu identifizieren.
Methoden: Analysiert wurden die nach §7 IfSG an die zuständige Landesbehörde des Landes Brandenburg übermittelten Fallzahlen von Hepatitis-E. Dabei wurden Fälle nach Referenzdefinition des Robert Koch-Instituts aus den Jahren 2017-2024 mit einbezogen und nach Alter, Geschlecht und Hospitalisierungsstatus und Meldemonat ausgewertet.
Ergebnisse: Die Daten der übermittelten Fallzahlen akuter Hepatitis-E-Infektionen sind auch im Land Brandenburg seit Jahren kontinuierlich gestiegen mit einem leichten Rückgang während der Covid19-Pandemie. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 220 Fälle übermittelt, im Jahr 2024 bis zum 31.8. bereits 164 Fälle. Die Hospitalisierungsrate bleibt auf relativ gleichem Niveau. Die meisten Fälle wurden in den Sommermonaten übermittelt. Betroffen waren vorrangig ältere Erwachsene mit einem Altersgipfel bei 55 bis über 70 –Jährigen und Männer waren in den höheren Altersgruppen überrepräsentiert. Die übermittelten Daten geben keinen Rückschluss auf Risikopersonen für einen schweren Verlauf oder Chronifizierung.
Diskussion: Seit Jahren ist ein Anstieg der Fallzahlen von akuten Hepatitis-E-Infektionen im Land Brandenburg zu beobachten. Durch die Einführung der Testung von Blutprodukten auf HEV-RNA im Jahr 2020 stieg ebenfalls die Fallzahl der symptomfreien, zufälligen Befunde an, sodass bei den Meldefällen aktuell von einer hohen Dunkelziffer weiterer Fälle ausgegangen werden kann. Betroffen sind vor allem ältere Männer, die eventuell auch einen höheren Verzehr von Haus- und Wildschweinfleisch aufweisen. Eine zukünftige Prävention würde die integrierte molekulare Surveillance zur besseren Erkennung lebensmittelbedingter Ausbrüche und geeignete Methoden zum Monitoring und Reduktion von HEV auf Lebensmitteln bieten. Um das Risiko für schwerere Verläufe in der Brandenburger Bevölkerung abzuschätzen, könnte im nächsten Schritt eine Identifizierung von Risikogruppen unter den gemeldeten Fallpersonen erfolgen.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
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