Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S162
DOI: 10.1055/s-0045-1802232
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Postersitzung Infektionsschutz
13:30 – 15:00

Typhus, Ruhr und gastrointestinale Erkrankungen seit dem 19. Jahrhundert in Bremen – Infektionslage und mögliche Einfluss-Faktoren

Authors

  • P B Zietz

    1   MSH Medical School Hamburg, Campus Schwerin, Schwerin
 

Zahlreiche Hygiene- und Gesundheitsmaßnahmen wurden im 19. und 20. Jahrhundert in Deutschland geplant und umgesetzt. Auch eine staatliche statistische Berichterstattung wurde verpflichtend. Das seit 1849 bestehende Land Bremen führte 1872 eine Fallmeldung mehrerer Infektionskrankheiten ein, also etwa 30 Jahre vor dem Deutschen Reich. Daher ist Bremen ein gutes Beispiel, um die Auswirkungen von Gesundheitsmaßnahmen auf die Verbreitung von Infektionskrankheiten zu untersuchen. Eine nahezu kontinuierliche Meldung von Infektionsfällen seit 1872 bis heute gab es so für Typhus, Scharlach und Diphterie. Gleichzeitig wurde auch eine Meldung von Todesursachen einschließlich einiger Infektionskrankheiten eingeführt. In der staatlichen Statistik wurden ebenfalls zahlreiche weitere Daten über Faktoren erhoben, die die Infektionslage beeinflusst haben könnten. In der Stadt Bremen gab es gleichlaufend mit der Einführung einer zentralen Trinkwasserversorgung mit Sandfiltrationsstufe eine erhebliche Abnahme der gemeldeten Typhusfälle. Weitere wichtige hygienische Maßnahmen waren der kontinuierliche Ausbau des Abwassersystems, die Reduzierung und Zentralisierung der Schlachthöfe, die Eröffnung öffentlicher Bäder, die Einrichtung einer Desinfektionsanstalt und eines Hygieneinstituts. Außerdem wurden Krankenhäuser erweitert und verbessert sowie hygienische Maßnahmen bei Auswanderern über die Häfen umgesetzt. Bei Typhus, Ruhr und weiteren gastrointestinale Erkrankungen gab es im Zeitverlauf eine Reihe von Ausbruchsituationen. Neben der interpersonellen Verbreitung spielten hier, soweit nachvollziehbar, Lebensmittel einschließlich Milch eine wichtige Rolle. Die tiefgreifenden negativen Auswirkungen des Ersten und Zweiten Weltkriegs auf die Infektionssituation sind in den Meldezahlen ebenfalls deutlich zu erkennen.



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Article published online:
11 March 2025

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