Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S166-S167
DOI: 10.1055/s-0045-1802242
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Postersitzung Psychiatrie – ohne Präsentation
15:30 – 17:00

Assistierte und konventionelle Suizide in Bayern – ein Vergleich auf Basis der multikausalen Todesursachenstatistik

Authors

  • A Buschner

    1   Bayerisches Landesamt für Statistik
  • S Gleich

    2   Gesundheitsreferat der LH München
  • B Schäffer

    3   Institut für Rechtsmedizin der Universität München
 

Einleitung: Assistierte Suizide (AS) sind in Deutschland seit 2020 unter bestimmten Bedingungen rechtlich möglich. Seit dieser Zeit kam es in München neben weiterhin existierenden konventionellen Suiziden (KS) zu einer gestiegenen Zahl an AS (Gleich et al. 2024). Bei der Frage, wer sich letztlich für diese Art des Versterbens entscheidet, sind neben dem Geschlecht und Alter auch die vorangegangenen Erkrankungen von Interesse. Im Rahmen des vorliegen Beitrags soll somit der zentralen Frage nachgegangen werden, wie sich Suizidenten bei AS und KS in Bayern hinsichtlich ihrer soziodemographischen Merkmale und ihrer Krankheitsmuster unterscheiden. Lassen sich für den gesamten Freistaat ähnliche Ergebnisse wie für München feststellen?

Daten und Methoden: Mit Hilfe der multikausalen Todesursachenstatistik wurden alle Suizid-Sterbefälle der Jahre 2020 bis 2023 in Bayern näher untersucht. AS und KS wurden hinsichtlich ihrer Alters- und Geschlechtsstruktur, ihrer regionalen Verteilung in Bayern sowie im Hinblick auf die in der Todesbescheinigung (TB) vermerkten Komorbiditäten verglichen.

Ergebnisse: Verstorbene bei einem AS sind im Mittel älter als Suizidenten bei KS. AS werden häufiger von Frauen und häufiger im urbanen Raum verübt. Hinsichtlich der Komorbiditäten weisen Verstorbene bei AS häufiger Krebserkrankungen, neurodegenerative Erkrankungen oder Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems auf. Von psychischen und Verhaltensstörungen wird auf den TB seltener als bei KS berichtet.

Diskussion: Die Ergebnisse dieser Studie stimmen im Wesentlichen mit internationalen Befunden (Montagna et al. 2023) sowie mit den Ergebnissen der in München durchgeführten Pilotstudie überein (Gleich et al. 2023a, 2023b, 2024; Schäffer et al. 2024) und können diese in weiteren Punkten ergänzen. Sterbefälle durch AS unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von solchen nach KS. Informations- und Unterstützungsangebote ebenso wie Präventionsmaßnahmen durch den öffentlichen Gesundheitsdienst sollten somit auf die entsprechenden Gruppen abgestimmt und zugeschnitten werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025

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