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DOI: 10.1055/s-0045-1802246
Aus der Praxis für die Praxis – Werden wir aus Erfahrung klug? Empfehlungen zum zukünftigen Pandemiemanagement in Gesundheitsämtern
Authors
Hintergrund: Die Covid-19-Pandemie überforderte mit ihrem hochakuten Beginn und dem mehrjährigen Verlauf mit mehreren Hochinzidenzphasen in 2021 und 2022 viele Gesundheitsämter in Deutschland. Vielerorts wurden Strukturen und Prozesse eines Pandemiemanagements adhoc aufgebaut. Erhebliche Ressourcen konnten mobilisiert und damit eine katastrophale Entwicklung für die Bevölkerung verhindert werden. In Berlin erfolgte der Aufbau des Pandemiemanagements in den 12 Gesundheitsämtern parallel und weitgehend unabhängig voneinander. Damit der regionale öffentliche Gesundheitsdienst und damit die Bevölkerung von den vielfachen bezirklichen Lernprozessen profitieren können, wurde ein systematischer Erfahrungsaustausch unter den Gesundheitsämtern initiiert. Damit sollten Maßnahmen zur Vorbereitung auf künftige Pandemien abgeleitet werden.
Umsetzung: Phase 1: In vier Workshops in 2023 trugen die Vertreter*innen der sieben beteiligten Gesundheitsämter ihre Erfahrungen aus der Bewältigung der Covid-19-Pandemmie zusammen. Dabei wurden auch qualitative Befragungen zu den im Verlauf der Pandemie etablierten Strukturen und Prozessen durchgeführt.
Phase 2: Eine Arbeitsgruppe (AG) aus fünf (der sieben) Gesundheitsämter ergänzte und konkretisierte die entwickelten Empfehlungen zum zukünftigen Pandemiemanagement. Die Empfehlungen wurden zum Abschluss zwischen den Amtsleitungen der Gesundheitsämter abgestimmt.
Diskussion: Eine Pandemieplanung soll dem Schutz der Bevölkerung und der Sicherstellung der betrieblichen Abläufe in den Gesundheitsämtern dienen. Zudem soll ein Pandemiemanagement verhindern, dass sich der Gesundheitszustand der Bevölkerung durch den Wegfall von Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitsdienstes (z. B. Schuleingangsuntersuchungen, zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen) verschlechtert. Gesundheitsämter müssen schnellstmöglich zum Normalbetrieb zurückkehren können.
Die Empfehlung beschreibt eine mögliche Struktur und Ansiedlung eines Pandemiestabes für Kommunen/Bezirke inklusiver seiner Ressourcenausstattung, den Aufbau und die Aufgaben einer Stabstelle im Gesundheitsamt und gibt Hinweise zur Qualifikation und Rekrutierung der Mitarbeitenden in Pandemiestab und Stabsstelle. Konkrete Beispiele aus der Covid-19-Pandemie werden dargestellt. Darüber hinaus werden wichtige Hinweise für die erforderliche Kommunikation in der kommunalen Verwaltung, gegenüber der Bevölkerung und der Fachöffentlichkeit gegeben. Hinweise zu den essentiellen Rahmenbedingungen (Digitalstruktur, Ausstattung mit Hardware, Räumen etc.), einer begleitenden rechtlichen Beratung, einem kontinuierlichen Qualitätsmanagement sowie zur psychosozialen Unterstützung der Mitarbeitenden im Pandemiemanagement ergänzen die Ergebnisse der AG.
Dabei stützte sich die AG auf etablierte Vorbilder im Krisen- und Notfallmanagement wie z. B. die bundeseinheitliche Feuerwehrdienstvorschrift FwV100 „Führung und Leitung im Einsatz – Führungssystem“1. Gleichzeitig flossen die zahlreichen bewährten Maßnahmen und Entwicklungen aus den Jahren der Covid-19-Pandemie in die Empfehlungen ein. Diese beziehen sich vorwiegend auf die Phase der Vorbereitung im Krisenmanagementzyklus2 und können je nach Infektionsgeschehen (Kommunalebene, Landesebene und bundesweit) angepasst werden. Ebenso ist ein Transfer auf andere gesundheitliche Notlagen möglich.
Ausblick: Eine Abstimmung mit der Pandemieplanung der Landesebene und den dortigen zuständigen Landesministerien/Senatsverwaltungen und Dienststellen sollte in der Nicht-Pandemie-Zeit erfolgen. Die Empfehlungen können dann auf kommunaler/bezirklicher Ebene operationalisiert und mit den anderen Akteuren dieser Ebene (z. B. Katastrophenschutz, Pressestelle etc.) geprüft und in eine Pandemieplanung umgesetzt werden. Im Sinne einer lernenden Organisation und eines lebendigen Gesundheitsnetzwerkes sollten die Empfehlungen regelmäßig auf dem Laufenden gehalten werden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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