Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S184
DOI: 10.1055/s-0045-1802278
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
04.04.2025
Das breite Spektrum rund um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
10:30 – 12:00

Adipositasprävalenz und regionale Deprivation – Welches Potenzial haben Schuleingangsuntersuchungen als Datenquelle?

C Kühnelt
1   Robert Koch-Institut, Abt. Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG27 Gesundheitsverhalten, Berlin
,
C Kausmann
1   Robert Koch-Institut, Abt. Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG27 Gesundheitsverhalten, Berlin
,
A Starker
1   Robert Koch-Institut, Abt. Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG27 Gesundheitsverhalten, Berlin
,
A Schienkiewitz
1   Robert Koch-Institut, Abt. Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG27 Gesundheitsverhalten, Berlin
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Einleitung: Im Rahmen der bundesweit verbindlichen Schuleingangsuntersuchungen (SEU) des öffentlichen Gesundheitsdienstes der Länder findet eine standardisierte Erfassung von Körpergröße und -gewicht von Vorschulkindern statt. Neben der individuellen Beurteilung der Schultauglichkeit werden die Daten in vielen Ländern für die Gesundheitsberichterstattung genutzt. Außerdem wird der Body Mass Index (BMI) von Kindern zum Zeitpunkt der SEU nach Geschlecht als Länderindikator geführt (1). In diesem Beitrag soll das Potenzial der SEU als Datenquelle für das Monitoring der Adipositasprävalenz im Kindesalter anhand eines Beispiels beschrieben werden.

Methoden: Im Projekt AdiRaum wurden aggregierte Daten der SEU zusammengeführt und die Adipositasprävalenzen auf Kreisebene mit dem German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD; kategorisiert in niedrige, mittlere und hohe Deprivation (2)) verknüpft (3). Dieser Deprivationsindex bildet mithilfe von Informationen zur Bildungs-, Beschäftigungs- und Einkommenssituation das Ausmaß sozioökonomischer Benachteiligung auf Kreisebene ab.

Ziel ist, Zusammenhänge zwischen der Verbreitung von Adipositas im Vorschulalter und regionaler Deprivation auf Kreisebene zu untersuchen. Den Analysen liegen derzeit Daten von 280.324 Kindern im Alter von 5 bis 6 Jahren zugrunde, die in 128 Kreisen untersucht und im Jahr 2019 eingeschult wurden. Daten aus weiteren Kreisen sind angefragt.

Ergebnisse: Die vorläufige Analyse zeigt, dass 72% der Kinder in Kreisen mit mittlerer Deprivation leben. Die mittlere Adipositasprävalenz beträgt 4,5%. Die Adipositasprävalenz ist in Kreisen mit hoher Deprivation (5,7%) höher als in Kreisen mit niedriger (4,5%) bzw. mittlerer Deprivation (4,2%).

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse belegen auch auf aggregierter Ebenen einen Zusammenhang zwischen regionaler Deprivation und Adipositas im Vorschulalter, der auch mit Individualdaten beobachtet wird: je höher die regionale Benachteiligung, desto höher die Adipositasprävalenz. Durch die Verknüpfung mit sozialräumlichen Indikatoren sind regionalisierte Analysen und eine Nutzung im Sinne des „Public Health Action Cycles“ möglich. SEU sind eine Datenquelle mit großem Potenzial für ein kontinuierliches Monitoring der Adipositasprävalenz im Kindesalter, das nicht nur für die Landes- sondern auch für die Bundesebene eine große Bedeutung hat.



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Article published online:
11 March 2025

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