Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0045-1802289
Arbeitsgemeinschaft Angewandte Desinfektion im VAH-wohin geht es?
Die Desinfektionsmittel-Kommission des Verbunds für Angewandte Hygiene (VAH) hat in den letzten Jahren ihre Aktivitäten über die Methodenentwicklungen und Listungsverfahren hinaus verstärkt den Fragen rund um die Anwendung und Auswahl von Desinfektions- und Reinigungsverfahren und deren Nachhaltigkeit gewidmet. Innerhalb der Kommission bearbeitet die Arbeitsgruppe (AG) Angewandte Desinfektion federführend diese Themen.
Die Fragen wurden einerseits über direkte Anfragen von Anwendern und Organisationen und anderseits aus der Tätigkeit der Kommission heraus aufgeworfen. Im Zusammenhang mit den empfohlenen Hygienemaßnahmen während der COVID-Pandemie ist die Anwendung von Desinfektionsverfahren im privaten und nichtmedizinischen beruflichen Umfeld verstärkt in den Fokus gerückt. Teilweise sind für berufs- oder gewerbsmäßig ausgeübte Tätigkeiten außerhalb der Heilkunde, die mit einem Infektionsrisiko verbunden sein können, allgemeine Vorgaben zur Desinfektion auch in Länder-Hygieneverordnungen verankert. In jedem Fall bedarf es jedoch einer konkreten fundierten Risikoabwägung und risikoadaptierten Anwendung.
Die AG besteht bisher zum größten Teil aus Mitgliedern der Desinfektionsmittel-Kommission und zieht für die Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen je nach Themengebiet häufig zusätzlich externe Experten sowie Vertreter der betroffenen Anwendungsbereiche hinzu. Wegen des gestiegenen Interesses aus Anwenderkreisen und der Erweiterung der Themenbereiche hat der Vorstand des VAH die Bildung einer neuen Kommission des VAH vorgeschlagen, in der die bisherige AG aufgehen soll. Der Vorteil ist die Verbreiterung der Expertenbasis, denn über die bisherigen Mitglieder hinaus, soll die Zusammenarbeit mit Fachgesellschaften und Berufsverbänden und die Verbindung zum öffentlichen Gesundheitsdienst erweitert bzw. vertieft werden.
Neben den medizinischen Einrichtungen im weitesten Sinne wird sich die neue Kommission der Beratung und Erarbeitung von Standards für die Desinfektion und Reinigung in allen infektionshygienisch sensiblen Bereichen, auch in nichtmedizinischen Einrichtungen (z.B. Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Kitas, Berufe mit körpernahen Tätigkeiten wie Barbershops, Tattoo-Studios, Fußpflege und Sporteinrichtungen) widmen. Auch die Unterstützung bzw. Durchführung von Fortbildungen zu einer sachgerechten Auswahl, Indikation, Anwendungstechnik und Überprüfung von Desinfektionsverfahren sind angedacht. Daneben ist die Entwicklung von Methoden zur Aufdeckung von Desinfektionsmittel-Resistenzen/Toleranzen und die Referenztestung von Isolaten geplant. Diese Aufgaben lassen sich unter dem Begriff „Disinfectant Stewardship“ zusammenfassen.
Auf Anfrage aus dem ÖGD wird in der AG bereits an praktikablen Empfehlungen und Schulungsmaterialien für das Friseurhandwerk gearbeitet, die die Lücke zwischen dem Anspruch der Behörden, Vorgaben von einzelnen Akteuren (inkl. bgw) und Wirklichkeit schließen sollen. Aktuelle Diskussionspunkte sind Risikobewertung, Materialkompatibilität der Scheren mit der Eintauchdesinfektion, Zeitpunkt/Häufigkeit der Desinfektion, Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln gegen Dermatophyten (T. tonsurans), Konstruktion der Haarschneidemaschinen und deren Aufbereitbarkeit. Die Ergebnisse der Recherchen und eigener Untersuchungen werden vorgestellt.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany