Osteosynthese International 2001; 9(Suppl. 2): S90
DOI: 10.1055/s-2001-17008
Experimentelle Untersuchungen zur intramedullären Osteosynthese

J.A.Barth Verlag in Medizinverlage Heidelberg GmbH & Co.KG

Entwicklung eines Femurnagelsystems mit optimierten anatomischen Eigenschaften

P. Verheyden, M. Stoll, Ch. Josten
  • Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Ch. Josten), Universität Leipzig
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Publication Date:
12 September 2001 (online)

Die Marknagelung der Femurschaftfraktur hat sich insbesondere in der unaufgebohrten Technik zu dem am meis¿ten verbreiteten Standardverfahren entwickelt. Modulare Systeme erlauben die Versorgung auch gelenknaher Frakturen. Weiterhin problematisch sind der proximale Eintrittspunkt, die Druckerhöhung im Markraum bei der Insertion, die Kombination von Schenkelhals- oder trochanteren mit Schaftfrakturen und die geschlossene Reposition.

Ziele der Entwicklung waren:

Eintrittspunkt an der Trochanterspitze zur einfachen perkutanen Insertion, Möglichkeit der aufgebohrten und unaufgebohrten Insertion, kanüliertes System zur Erleichterung der Reposition durch Führungsdrähte und Druckentlastung im Markraum bei der Insertion, Verwendung eines modularen Systems zur Versorgung von sehr gelenknahen und Mehretagenverletzungen.

Dazu wurden anatomische Untersuchungen an 50 Leichenfemora zur Bestimmung der optimalen Radien und Verriegelungslöcherlokalisationen durchgeführt. Es erfolgten 20 Implantationen eines Protoypen an Leichenfemora.

Um die Trochanterspitze als Eintrittspunkt nutzen zu können, ist eine Krümmung auch im Bereich der Nagelspitze zur Vermeidung von Spannungsspitzen und daraus folgenden iatrogenen proximalen Frakturen erforderlich. Dieses Problem wurde gelöst, indem die in der sagitalen Ebene gelegene Antekurvation des Femur für die Einführung des Nagels in der koronaren Ebene genutzt und der Nagel während der Insertion um 90° gedreht wird. Dieses Prinzip bewährte sich in Computeranimationen, bei den Probeimplantationen an Leichenfemora und bei den ersten klinischen Anwendungen seit September 1999. Der optimale Antekurvationsradius beträgt in Abhängigkeit von der Femurgesamtlänge zwischen 900 mm und 1 350 mm, der laterale Radius zwischen 800 mm und 1 000 mm in der koronaren Ebene. Im proximalen Schaftbereich besteht eine statische und eine dynamische Verriegelungsmöglichkeit, im distalen Nagelbereich 4 Verriegelungsmöglichkeiten in zwei Ebenen mit einem weiteren dynamischen Loch.

Sowohl bei der Implantation an Leichenfemora als auch bei den ersten klinischen Anwendungen zeigte sich ein erhebliches Austreiben von Blut und Markraumpartikeln über die Kanülierung des Nagels auch bei liegendem Führungsdraht als Hinweis auf eine erhebliche Druckentlastung im Markraum im Vergleich zur nicht kanülierten unaufgebohrten Insertion.

Dr. med. A. Verheyden

Klinik für Unfall- und
Wiederherstellungschirurgie
Universität Leipzig

Liebigstraße 20 a

D-04103 Leipzig

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