Aktuelle Neurologie 2003; 30(7): 317-319
DOI: 10.1055/s-2003-41890
Aktuelles Thema
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Epilepsie und Depression: Neue Perspektiven zur Pathophysiologie und Behandlung einer herausfordernden Komorbidität

Epilepsy and Depression: New Perspectives on Pathophysiology and Therapy of a Challenging ComorbidityR.  E.  Ganz1 , M.  Schmutz1 , G.  Krämer1
  • 1Schweizerisches Epilepsie-Zentrum Zürich
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. September 2003 (online)

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Zusammenfassung

Die Beziehung zwischen Epilepsie und Depression ist viel enger als lange angenommen wurde. Eine depressive Symptomatik ist nicht nur eine häufige Komplikation der Epilepsie, sondern offenbar auch ein Risikofaktor für ihre Manifestation. Dies führt zu unserer Hypothese eines gemeinsamen Pathomechanismus, der das komorbide Auftreten von Epilepsie und Depression als neuropsychiatrische Erkrankung begünstigt. Die favorisierte Monoamin-Mangel-Hypothese lässt einen antikonvulsiven Effekt von Antidepressiva erwarten, der sowohl tierexperimentell als auch durch klinische Pilotstudien belegt ist. Entgegen großer Skepsis vieler Neurologen kann man depressiven Epilepsiepatienten unter einem vorsichtigen therapeutischen Regime durchaus eine antidepressive Medikation verordnen. Damit verbessert man nicht nur ihre Lebensqualität, sondern erzielt mit einiger Wahrscheinlichkeit sogar einen zusätzlichen antikonvulsiven Effekt.

Abstract

The relationship between epilepsy and depression is much closer than previously appreciated. Depression is not merely a complication of epilepsy, but obviously also a risk factor for seizures. This leads to our assumption of a common pathomechanism that facilitates the comorbid presentation of epilepsy and depression as a neuro-psychiatric disease. The favoured monoamine-deficit-hypothesis suggests an anticonvulsant effect of antidepressants which, indeed, has been found animal-experimentally as well as in clinical studies. Despite of great scepticism of many neurologists, a cautious antidepressant regime may be efficacious not only with respect to health-related quality of life, but also to seizure control.

Literatur

1 Wir danken Frau Dr. I. Ritzmann, Medizinhistorisches Institut und Museum der Universität Zürich, für die Bereitstellung der deutschen Übersetzung.

PD Dr. med. R. E. Ganz

Schweizerisches Epilepsie-Zentrum

Bleulerstraße 60

8008 Zürich · Schweiz

eMail: reinhard.ganz@swissepi.ch