Zusammenfassung
Ziel der Studie: Die negativen gesundheitlichen Folgen von Arbeitslosigkeit sind seit langem bekannt
und vielfach untersucht. Die vorliegende Studie widmet sich den Auswirkungen von Arbeitslosigkeit
und wahrgenommener Arbeitsplatzunsicherheit in einer umfassenden, speziellen Stichprobe
junger Erwachsener, da hierzu relativ wenig bekannt ist.
Methodik: 2002 wurden 420 Personen (46,8 % Männer, 52,2 % Frauen, mittleres Alter 29 Jahre)
im Rahmen der 16. Welle der Sächsischen Längsschnittstudie untersucht. Diese Studie
begleitet seit 1987, d. h. über die Wiedervereinigung hinweg, längsschnittlich ein
ostdeutsches Sample. Eingesetzt wurden standardisierte psychologische Instrumente
zur Erfassung des Gesundheitszustands (SCL-9, HADS, GBB, SWE).
Ergebnisse: 120 (29 %) Befragte waren mehrmals, 143 (34 %) einmal und nur 157 (37 %) Befragte
bislang niemals arbeitslos. Die Dauer der Arbeitslosigkeit reicht von 1 bis 76 Monaten.
In Abhängigkeit von den Arbeitslosigkeitserfahrungen finden sich Unterschiede in Subgruppen:
Personen, die mehr Arbeitslosigkeitserfahrungen berichten, leiden unter einem höheren
globalen Distress, mehr Angst und Depression, geringerer Selbstwirksamkeitserwartung
und einem subjektiv schlechteren Gesundheitszustand. Knapp ein Drittel der Teilnehmer
schätzt seinen Arbeitsplatz als unsicher ein. Befragte, die ihren Arbeitsplatz als
unsicherer wahrnehmen, haben signifikant mehr Angst, Depression, Körperbeschwerden
und psychischen Distress und eine geringere Selbstwirksamkeitserwartung.
Schlussfolgerung: Arbeitslosigkeit ist auch bei jungen und gut qualifizierten Personen ein großes gesellschaftliches
Problem. Die Arbeitslosigkeitserfahrungen dämpfen nicht nur die Identifikation mit
dem jetzigen Gesellschaftssystem, sondern haben auch auf das gesundheitliche Befinden
junger Menschen einen stark negativen Einfluss. Sie erfordern spezielle medizinische
und psychosoziale Versorgungsangebote. Auch die wahrgenommene Unsicherheit des eigenen
Arbeitsplatzes hat bereits deutlich negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Unterstrichen
wird die Notwendigkeit weiterer längsschnittlicher Forschung.
Abstract
Background: Negative consequences of unemployment have been known for a long time. This study
concerns the effect of unemployment and job insecurity in a large sample of young
adults because little is known about this special age group.
Methods : 420 persons (46.8 % males, 52.2 % females, mean age 29 years) were polled in the
16th wave of the Sächsische Längsschnittstudie in 2002. This longitudinal study accompanies
an East German sample since 1987 i. e. some time before German reunification. We used
standardised psychological questionnaires to assess the state of health (SCL-9, HADS,
GBB, SWE).
Results: 120 (29 %) persons were repeatedly unemployed, 143 (34 %) once, and only 157 (37
%) have never been unemployed. The period of unemployment lasted 1 to 76 months. According
to the experience with unemployment we found differences in subgroups: persons having
more experience with unemployment report on higher global distress, more anxiety and
depression, feel less efficacious and are in a subjectively poorer state of health.
Nearly one-third of the participants think they have an insecure job. Persons who
perceive an insecure job feel significantly greater anxiety, depression, body complaints,
mental distress and feel less efficacious.
Conclusions: Unemployment is a big social problem for young and well-qualified persons. The experience
of unemployment decreases the identification with the current social system and has
a strong negative influence on the state of health. Specific offers of medical and
psychosocial support are required. Even the feeling of job insecurity has explicitly
negative effects on health. Further longitudinal research is necessary.
Schlüsselwörter
Arbeitslosigkeit - Arbeitsplatzunsicherheit - Gesundheit - Depression - Angst
Key words
Unemployment - job insecurity - health - depression - anxiety