Zusammenfassung
Entwicklungsstörungen im Kindes- und Jugendalter sind ein wichtiges Public-Health-Problem,
weil sie ein höheres Risiko für geringeren Erfolg in Schule und Beruf, für Probleme
bei der sozialen Anpassung und für die seelische Gesundheit im späteren Leben darstellen.
Das Kreisgesundheitsamt Ennepe-Ruhr entwickelt in Zusammenarbeit mit den örtlichen
Sozial- und Jugendhilfeträgern ein Gesundheitsförderungsprogramm für Kinder und Jugendliche.
Ein wichtiges Motiv für die Städte sind die kontinuierlich steigenden Kosten für Eingliederungshilfen.
Zum Programm gehört eine Mütterberatung für Babys und Kleinkinder mit exzessiven Schrei-,
Schlaf- und Angststörungen. Die frühe Intervention führt schnell zu Entlastung der
Familien, der frühzeitigen Identifikation von Problemkindern und der Entwicklung elterlicher
Ressourcen. Ein zentraler Programmteil ist ein Qualitätssicherungskonzept für die
Frühförderung im Vorschulalter (§ 39 BSHG). Erste Ergebnisse zeigen, dass Frühfördermaßnahmen
bislang relativ spät eingeleitet werden und Kooperation bzw. Hilfeplanung nicht immer
optimal sind. Trotz erster Fortschritte gibt es noch kein systematisches Controlling
der Effekte von Frühfördermaßnahmen. Die Public-Health-Forschung liefert Argumente
für frühe Interventionen im Kindesalter. Diese verbessern die gesundheitlichen und
sozialen Perspektiven, vor allem für Kinder aus Risikofamilien (Kinder von Alleinerziehenden,
Familien mit Migrationshintergrund, Sozialhilfebezieher). Die Gesundheitsförderung
für Kinder unter besonderer Berücksichtigung der Unterstützung der frühkindlichen
Entwicklung und der sozialen Integration sollte ein prioritäres Ziel der kommunalen
Gesundheitspolitik sein. Es gibt Hinweise, dass Maßnahmen diese auch positive finanzielle
Resultate für die Gesellschaft erreichen können.
Abstract
Developmental behavioural disorders in early childhood are a serious public health
problem, because they signify a higher risk of social, regulatory and emotional impairment
in later life. The public health office in Ennepe-Ruhr develops in cooperation with
the communities a programme of health promotion for children and their families. An
important motive is continually rising costs for supporting children with developmental
problems. An element in the programme is a project of counselling mothers with babies
and toddlers with excessive crying, serious sleep disorders and anxiety problems.
This example of early intervention promises short-term relief, early identification
of problem children and the strengthening of parental resources. A key issue is the
introduction of a systematic evaluation of all communal funding for measures of support
for preschool children. It shows that such measures start relatively late, and the
coordination at community level is not always optimal. Some progress has been made,
but criteria to measure the efficiency of current health promotion are still lacking.
According to public health research early intervention for risk groups (single mothers,
migrant families or families depending on public assistance) promises to give children
and their families a better social and health perspective in life. It should be a
primary health target for communities to develop evidence-based health programmes
for children, focussing on mental and social well-being. Studies indicate that such
interventions might have positive financial results.
Schlüsselwörter
Kindliche Verhaltensstörungen - Frühintervention - kommunale Gesundheitsförderung
- integrierte kommunale Gesundheits- und Sozialplanung
Key words
Developmental behavioural disorders - early intervention - health promotion in the
community - health and social community management
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Dr. med. Dipl.-Phys. H. J. Boschek
Kreisgesundheitsamt Ennepe-Ruhr
Hauptstr. 92
58332 Schwelm
Email: h.boschek@en-kreis.de