Gesundheitswesen 2004; 66(7): 416-422
DOI: 10.1055/s-2004-813327
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Analyse einer Spezialsprechstunde für die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung bei Erwachsenen

Attention Deficit/Hyperactivity Disorder in Adults: Descriptive Analysis of an Outpatient Service in GermanyE. Davids1 , D.-A Krause1 , M. Specka1 , M. Gastpar1
  • 1Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Duisburg-Essen - Rheinische Kliniken Essen
Das vorliegende Manuskript enthält Daten zur Dissertationsarbeit von Frau D.-A. Krause.
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Publication Date:
17 August 2004 (online)

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Zusammenfassung

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine häufige Störung im Kindes- und Jugendalter. Ein Weiterbestehen der ADHS ins Erwachsenenalter wird auf etwa 30 - 50 % geschätzt. In der vorliegenden Untersuchung wurde eine Analyse des Patientenkollektivs einer universitären Spezialsprechstunde für die ADHS des Erwachsenenalters vorgenommen. Ziel dabei war, ein demografisches Profil dieser Patientengruppe zu skizzieren sowie charakteristische Formen der Vorbehandlung, des Zugangswegs und der Komorbidität herauszuarbeiten. Anhand standardisierter Evaluationsbögen wurden die Daten von 85 erwachsenen Patienten (Männer, n = 50; Frauen, n = 35) mit ADHS erhoben. Teilergebnisse dieser Untersuchung waren, dass etwa 36 % der Patienten mit ADHS in der Schule eine oder mehrere Klassen wiederholen mussten, etwa ein Drittel (27,1 %) brach eine Ausbildung ab. In dieser Stichprobe kamen männliche erwachsene Patienten mit ADHS im Durchschnitt früher in Diagnostik und Behandlung als Frauen mit ADHS. Ein hoher Prozentsatz (68 %) wies keine Vorbehandlung im Kindes- und Jugendalter auf. Die häufigsten komorbiden Störungen waren Abhängigkeitserkrankungen und depressive Störungen (je 15,3 %), gehäuft traten zudem Persönlichkeitsstörungen und Angststörungen auf. Der Großteil der Patienten blieb nach der Diagnostik in der Fachambulanz in Behandlung, nur wenige Patienten konnten an niedergelassene Fachärzte weitervermittelt werden. Wegen der noch unzureichenden Datenlage und der zunehmenden Relevanz der Erkrankung bedarf es weiterhin in Versorgung und klinischer Erforschung der ADHS im Übergang vom Kindes- und Jugendalter zu den erwachsenen Patienten intensivierter Forschung.

Abstract

It is increasingly recognised that one-third to one-half of children diagnosed as having attention deficit/hyperactivity disorder (ADHD) continue to exhibit symptoms of the disorder into adulthood. The purpose of this study was to report on the demographic and clinical profile of 85 adults (50 men, 35 women) who presented with adult ADHD and meet DSM-IV criteria for the disorder. Patients underwent a diagnostic work-up consisting of medical, psychiatric and demographic evaluation. Deficits in educational and social competence could be demonstrated in more than one third of the patients. Male patients consulted the out-patient service on the average earlier than female patients. Only a small percentage of the population was pretreated in childhood or adolesence. Highest degrees of comorbidity were found for substance abuse and mood disorders. Anxiety disorders and personality disorders were also frequently present in ADHD patients. Patients remained predominantly in the special out-patient service, transfer to GPs was inhibited by the currently off-label use of the prescribed drugs. Guidelines need to be drawn up to establish handover from paediatric to adult ADHD care.

Literatur

Priv.-Doz. Dr. med. Eugen Davids

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Duisburg-Essen - Rheinische Kliniken Essen

Virchowstraße 174

45147 Essen

Email: eugen.davids@uni-essen.de