Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - P2_11
DOI: 10.1055/s-2004-824957

Wann sollten wir mit einer totalen parenteralen Ernährung beginnen?

M Momma 1, J Ockenga 1, G Sellge 1, B Wege 1, MP Manns 1, SC Bischoff 1
  • 1Abteilung Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover

Rationale:.Patienten mit akuten gastroenterologischen Erkrankungen wie Schub einer CED oder Pankreatitis benötigen häufig eine totale parenterale Ernährung (TPE). Wann mit der TPE begonnen werden sollte, ist unklar und wurde in dieser prospektiven randomisierten Studie untersucht.

Methodik: Stationäre gastroenterologische Patienten mit der Indikation zur TPE wurden in zwei Gruppen randomisiert. In der normokalorischen Gruppe (A) erhalten die Patienten vom ersten Tag an eine bedarfsgerechte TPE und in der hypokalorischen Gruppe (B) erhalten die Patienten für die ersten 5 Tage eine Infusion die den täglichen Flüssigkeits- und Elektrolytbedarf deckt und 1g/kg KG Glukose enthält. Am sechsten Tag, erhalten die Patienten der Gruppe (B) ebenfalls eine normokalorische TPE. Vor der TPE, nach 5 Tagen und dann alle 7 Tage wurden Ernährungstatus, BIA, Laborwerte und Komplikationen dokumentiert. Zielparameter waren die Dauer des Krankenhausaufenthaltes; die TPE-Dauer, Infektionen, metabolischen Entgleisungen. Der Ernährungszustand wurde mittels BMI, bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) und Hautfaltenmessung erfasst.

Ergebnis: 82 Patienten (Pankreatitis 41%, CED 25%, Tumor 9%, Sonstige 25%) konnten ausgewertet werden (A n=40 vs. B n=42). Es zeigten sich keine sigifikanten Unterschiede in der mittleren Liegedauer (A: 32±20 vs. B: 31±25 Tage), den gesamten TPE-Tagen (A: 539 vs. B: 575), der Anzahl der ZVK Infekte (8 vs. 9) und des Ernährungszustandes. Erhöhte Blutzuckerwerte (>180mg/dl) fanden sich nur bei Patienten mit Diabetes mellitus. Alle Patienten hatten unter normokalorischer TPE einen passageren Anstieg der Triglyceride, der jedoch zwischen den Gruppen nicht sigifikant war.

Diskussion: Eine um 5 Tage verzögerte, bedarfgerechte total parenterale Ernährung hatte in unserer Studie keinen negativen Einfluss auf den Ernährungsstatus, die Krankenhausverweildauer oder den Krankheitsverlauf.