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DOI: 10.1055/s-2004-825065
Management biologischer Gefahrenlagen – Überlegungen zur notwendigen Infrastruktur in Ländern und Kommunen
Das Management möglicher Szenarien nach der Freisetzung biologischer Stoffe in krimineller oder terroristischer Absicht ist im wesentlichen abhängig von der Anzahl primär kontaminierter und medizinisch zu versorgender Personen, von der Übertragbarkeit und dem Übertragungsmodus des Erregers von Mensch zu Mensch und von der Überlebens- und Infektionsfähigkeit der freigesetzten Keime in der Umwelt (Tenazität).
Sind die Erreger von Mensch zu Mensch übertragbar, ist eine effektive Strategie zur Kontrolle der weiteren Ausbreitung davon abhängig, welche Übertragungswege zu erwarten sind und welche durchsetzungsfähigen Maßnahmen den Gesundheitsbehörden zur Verfügung stehen, um die Infektketten zu unterbrechen.
Das Management unterscheidet sich dann nicht mehr von dem bei natürlichem Auftreten einer Infektionskrankheit (Beispiel SARS).
Unabhängig davon, ob Infektionskrankheiten natürlicherweise auftreten oder absichtlich zu terroristischen Zwecken ausgebracht wurden, ist es notwendig, Vorsorge für die Versorgung der betroffenen, meist schwer kranken Menschen zu treffen. Die Versorgungsmöglichkeiten wiederum sind davon abhängig, wie viele Menschen gleichzeitig erkranken und welche Schutzmaßnahmen für Personal und Umwelt bei der Behandlung erforderlich sind.
Art, Zeitpunkt und Ort des Auftretens neuer oder veränderter Mikroorganismen oder der Freisetzung möglicherweise auch genetisch veränderter Erreger kann nicht vorher bestimmt werden – Ballungsräume tragen allerdings allein wegen der Vielzahl von Menschen auf begrenztem Raum ein größeres Verbreitungsrisiko.
Einzelne Erkrankungsfälle von bekannten oder neuen hochkontagiösen lebensbedrohlichen Erkrankungen können zentral auf Stationen mit besonderen technischen Einrichtungen und Personalschutz-Konzepten (Isolierstationen) versorgt werden. Bei einer Vielzahl von betroffenen Personen muss jedoch jede Region in der Lage sein, die Versorgung von Kranken und das Management zur Eindämmung der Weiterverbreitung selbst und möglicherweise ohne Unterstützung von außen bewältigen zu können.