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DOI: 10.1055/s-2004-833742
Schweres Bettzeug ist ein Risikofaktor für den plötzlichen Säuglingstod
Ziel: Untersuchung der Auffindesituation beim plötzlichen Säuglingstod zwecks Identifizierung von Risikofaktoren. Methoden: Fall-Kontroll-Studie in 4 Bundesländern von April 1999 bis Oktober 2001 mit 64 Fällen (plötzlicher Tod im 8. –365. Lebenstag, Obduktion) und 191 Bevölkerungskontrollen („gematcht“ nach Alter, Geschlecht, Region, Jahreszeit). Schlafumgebung und Auffinde-/Aufwachsituation wurden durch geschulte Rechtsmediziner standardisiert untersucht. Erfasst wurden u.a. Temperaturen, Maße von Raum und Bett, Art, Maße und Gewicht des Bettzeugs, Art und Nachgiebigkeit der Matratze, Gegenstände am/im Bett, Informationen über offene Türen und Fenster während des Schlafs. Mittels standardisierter Elterninterviews wurden weitere relevante Informationen gewonnen. Für Alter, Sozialschicht und Nationalität adjustierte Odds Ratios (mit 95%-Konfidenzintervallen) wurden mittels konditionaler und unkonditionaler logistischer Regression geschätzt. Ergebnisse: Das Alter der Fälle lag im Mittel bei 126 Tagen, das der Kontrollen bei 129 Tagen. 58% der Fälle waren Jungen. Fälle lagen im Referenzschlaf häufiger auf Kopfkissen (OR 4,3; 95%KI 1,6–11,6) und auf weicheren Matratzen (OR 3,0; 95%KI 1,1–8,7) als Kontrollen. Das Gewicht der Bettdecke betrug bei Fällen im Mittel 1226g, bei Kontrollen 750g. Eine Bettdecke von 820g oder mehr war mit einer 4,4-fachen Risikoerhöhung (95%KI 1,5–13,3) für den plötzlichen Säuglingstod assoziiert. Diskussion und Schlussfolgerungen: Diese weltweit erste Fall-Kontroll-Studie mit „objektiv“ beobachteten Daten zur Auffindesituation beim plötzlichen Säuglingstod gibt trotz relativ kleiner Fallzahlen deutlich Hinweise darauf, dass schweres Bettzeug das Risiko erhöht. Diese und weitere Erkenntnisse über vermeidbare Risikofaktoren der Schlafumgebung von Säuglingen bieten erhebliches Präventionspotential.