Gesundheitswesen 2004; 66 - 6
DOI: 10.1055/s-2004-833744

Populationsbezogene Methoden zur Effektabschätzung für Präventionsmaßnahmen

M Schümann 1, M Bubenheim 2, C Peters 1
  • 1Arbeitsgruppe Epidemiologie des IMBE/UKE & BWG Hamburg
  • 2Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie (IMBE)/UKE Hamburg

Hintergrund: Die Berechnung der präventierbaren Anteile in populationsbasierten Risikoschätzungen basiert auf hinreichendem Wissen über die relativen Risiken und die Prävalenz der Risikofaktoren. In der Regel werden diese als zeitstabil sowie als konstant über das Alter und das Geschlecht angenommen. Diese Annahmen sind insbesondere für zeitlich rückreichende Expositionen nur grobe Näherungen, für kumulative oder für prospektiv vermeidbare Expositionen sind sie unzureichend. Ziel: In einem Simulationsansatz wird die erwartete Inzidenz von kritischen Ereignissen am Beispiel des Lungenkarzinoms und der Herz-Kreislauf-Mortalität für aktuelle Raucher (mit Fortschreibung der Rauchgewohnheiten) im Kontrast zu „jetzt aktuell aufhörenden Rauchern“ berechnet. Methoden: Die Erwartungswerte werden über ein zeit-, alters- und geschlechtsabhängiges Modell (Markoff-Modell mit abhängigen Transitionswahrscheinlichkeiten) berechnet. Eingangsdaten sind auf Surveydaten basierende Angaben zur Expositionsbiographie für die nicht exponierte und für die prognostisch weiter exponierte Gruppe; die „prognostisch nicht mehr Exponierten“ wurden als unabhängige Größe (Präventionsgruppe) in das Modell aufgenommen. Die anzunehmenden altersabhängigen relativen Risiken (Risikofortschreibungen) mit und ohne Prävention basieren auf den Analysen der IARC. Ergebnisse: Die relative Änderung der Inzidenzerwartung ist über die Präventionsannahmen stark alters- und geschlechtsabhängig. Schlussfolgerungen: Das Modell zeigt, dass die Vermeidung von Risikofaktoren noch in der älteren Bevölkerung erhebliche, z.T. überproportionale Gewinne in der Lebenserwartung gegenüber ihrer Erwartung bei Risikofortschreibung erzielen kann.