Gesundheitswesen 2004; 66 - 8
DOI: 10.1055/s-2004-833746

Standardisierung, strukturelle Einbindung und Vernetzung – Schritte auf dem Weg zu einer Koordinierten Psychosozialen Notfallversorgung ... nicht nur im Katastrophenfall

I Beerlage 1, T Hering 1, L Nörenberg 1
  • 1Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen, Hochschule Magdeburg-Stendal (FH)

Hintergrund: Psychologische Fragen in der präklinischen Notfallmedizin sind nicht neu. Mit jedem weiteren schweren Unglücks- oder Katastrophenfall rückt die Notwendigkeit einer psychosozialen Notfallversorgung für Opfer und Angehörige aber auch für die Einsatzkräfte immer mehr in den Blick. Doch die derzeitige Versorgungsstruktur mit Kriseninterventionsteams, Notfallseelsorgediensten, Einsatznachsorgeteams usw. ist noch durch ein Nebeneinander und eine Vielfalt von qualitativ sehr heterogenen Angeboten und „verinselten“ Vernetzungen der unterschiedlichen Anbieter bzw. Trägerorganisationen gekennzeichnet, die zudem weder flächendeckend installiert noch ausreichend vernetzt sind. Insbesondere bei Großschadenslagen und Katastrophen besteht die Gefahr von Versorgungslücken und -zufälligkeiten sowie von Reibungsverlusten in der Koordination der Hilfen. Ziel: Das vom Bundesministerium des Innern, Zentrum für Zivilschutz, in Auftrag gegebene Forschungsprojekt „Netzwerk psychosoziale Notfallversorgung“ verfolgt das Ziel, Empfehlungen und Leitlinien zur bundesweiten Qualitätssicherung, strukturellen Einbindung und Organisation psychosozialer Notfallversorgung für Einsatzkräfte der Feuerwehr, der Rettungsdienste und des THW zu entwickeln sowie aus Vernetzungsprozessen in zwei Modellregionen (Sachsen-Anhalt, Berlin) Hinweise für eine bundesweite Vernetzung abzuleiten. Methoden: Standardisierte Erfassung von Anforderungen, Belastungen und Fehlbeanspruchungsfolgen in den Zielgruppen der Einsatzkräfte; Qualitative Experteninterviews nach Großschadenslagen; Dokumentenanalysen. Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Es werden a) die Rahmenvorgaben zur Qualitätssicherung durch Standardisierung aufgabenspezifischer Ausbildungen und b) zur Einbindung in die Strukturen des Zivil- und Katastrophenschutzes auf der Ebene des Bundes, der Länder und der Kommunen, c) Kriterien und Strukturen für die Erfassung von regionalen und überregionalen Anbietern psychosozialer Notfallversorgung in einer zentralen Expertendatenbank sowie d) Empfehlungen für die Implementation eines bundesweiten Netzwerkes psychosozialer Notfallversorgung vorgestellt.