Gesundheitswesen 2004; 66 - 22
DOI: 10.1055/s-2004-833760

Gesundheitsökonomische Evaluation der Versorgung der akuten Hepatitis-C-Infektion mit Interferon-Monotherapie (IFN-α-2b bzw. peg-IFN-α-2b) oder Kombinationstherapie (Interferon und Ribavirin) nach Einhaltung einer Karenzzeit zur Spontanausheilung

C Dintsios 1, A Haverkamp 1, FW Schwartz 1, C Krauth 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Abteilung Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung

Hintergrund: Für die Therapie der akuten HCV stehen zwei Alternativen zur Verfügung. Beide wurden hinsichtlich ihrer medizinischen Effektivität in klinischen Studien evaluiert und führten zu ähnlich hohen Responderraten (93% vs. 90%). Bei der Monotherapie wird sofort nach Diagnose der akuten HCV begonnen. Die Kombinationstherapie beginnt drei Monate später, um Spontanheilungen abzuwarten. Ziel: In der Evaluation werden beide Regime verglichen, um eine Therapieempfehlung im Rahmen von Leitlinienformulierungen zur Behandlung der akuten HCV der entsprechenden Fachgesellschaften zu ermöglichen. Methoden: Für 128 Patienten mit Mono- und 60 mit Kombinationstherapie wurden direkte medizinische Kosten erhoben. Zur Ermittlung der indirekten Kosten wurden zwei spezielle Fragebögen konzipiert und an Patienten und deren versorgende Ärzte verschickt. Therapiekosten wurden auch für die aktuell geltenden Empfehlungen je nach Genotypisierung modelliert. Ergebnisse: Mit 7.034 €/Pat. liegen die direkten Kosten der Monotherapie niedriger als die der Kombinationstherapie [7.385 € (p=0,8)]. Der Einsatz pegylierter Interferone induziert 511 € Mehrkosten pro Patient (p=0,01) als Interferon α-2b in der Monotherapie. Wird die Kombinationstherapie nach den geltenden Empfehlungen zur Genotypisierung implementiert, ist sie mit 10.840 €/Pat. bei einer Spontanheilungsquote von 48% um mehr als 3.750 € (>50%) teurer als die Monotherapie bei vergleichbarer Effektivität. Bei der schriftlichen Befragung zu den indirekten Kosten zeigte sich eine Response von 71%. Durchschnittlich 23 AU-Tage ergaben pro erwerbstätigem akutem HCV-Patient mit Monotherapie einen Einkommensverlust von 2.998 €. Diskussion: Die Evaluation folgt dem Kostenminimierungsansatz. Trotz der Dominanz der sofortigen Monotherapie sollten Lebensqualitätsaspekte in Zusammenhang mit Nebenwirkungen, die bei der Kombinationstherapie für Spontanheiler vermeidbar sind, einbezogen werden. Schlussfolgerungen: In einer folgenden randomisierten zweiarmigen Multizenter-Studie wird zum Therapievergleich eine Kosten-Effektivitäts- und eine Kosten-Nutzwert-Analyse durchgeführt, die in die Bewertung die Lebensqualität der akuten HCV-Patienten einschließt, um eine endgültige Antwort zur Vorteilhaftigkeit der beiden Therapieschemata zu geben.