Gesundheitswesen 2004; 66 - 33
DOI: 10.1055/s-2004-833771

Wirksamkeit von primären Präventionsmaßnahmen – Evidenzbasierte Ergebnisse einer systematischen Literaturanalyse

U Walter 1, M Noeske 1, U Plaumann 1, A Haferkamp 1, C Krauth 1, C Lorenz 2, H Dörning 2
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Abt. Epidemiologie
  • 2Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISEG)

Hintergrund: Im Rahmen der Bonusmodelle (§ 65a SGB V) dürfen Krankenkasssen seit 2004 die Teilnahme ihrer Versicherten an Maßnahmen zur primären Prävention honorieren. Die an die Vergabe von Boni gebundene Kostendeckung setzt die Kenntnis der Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit von Interventionen voraus. Ziel: Ziel des Projektes „Auswahl präventiver Maßnahmen als Grundlage von Bonusmodellen“ ist die Identifikation von Interventionsbereichen und Maßnahmen, die sich aufgrund ihrer hohen Potenziale, Wirksamkeit und/ oder Wirtschaftlichkeit“ eignen. Die Studie wurde von der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) gefördert. Methoden: (1) Analyse der Leistungsinanspruchnahmedaten sowie der Schwerpunkte der Leistungsausgaben, (2) systematische Literaturrecherche zur Effektivität primärpräventiver Maßnahmen in den für die Krankenkasse relevanten Bereichen Herz-Kreislauf, Neubildungen, Tabakkonsum und Rückenbeschwerden Die Analyse basiert auf 43 Metaanalysen/Reviews und 1258 Einzelstudien. Die ökonomische Recherche identifiziert 371 Studien, von denen 37 Aussagen zu Bewertung d. Effektivität präventiver Maßnahmen machen. Ergebnisse: Interventionen zur Gewichtsreduktion, Erhöhung der körperlichen Aktivität sowie eines Stressmanagements können CVD reduzieren, wobei multimodale Interventionen effektiver als singuläre sind. Tabakentwöhnungsmaßnahmen sind umso effektiver, je intensiver die Intervention ist. Zur Vermeidung einer Chronifizierung von unspez. Rückenbeschwerden sind Bewegungsübungen und Ausdauertraining wirksam, Evidenz für eine primärpräventive Rückenschule liegt nicht vor. Unterstützung zum Selbstmanagement verbessert die Bewältigungsstrategien. Insg. fördern individualisierte Feedbacks und Refresherangebote Verhaltensänderungen. Diskussion: Boni sollten nur in den für die Kassen rel. Bereichen vergeben werden. Wesentlich ist eine gezielte Auswahl und Ansprache der Zielgruppen sowie eine personalisierte Betreuung der Versicherten. Schlussfolgerungen: Die Selbstfinanzierung der Boni ist nur möglich, wenn sich die Krankenkassen strikt auf die für sie relevanten Bereiche konzentrieren und Prävention zielgruppenorientiert systematisch anbieten.