Gesundheitswesen 2004; 66 - 48
DOI: 10.1055/s-2004-833786

Subjektiver Gesundheitszustand von Rehabilitand/innen zu Beginn einer beruflichen Umschulung/Weiterbildung

C Patzelt 1, M Fehr 1, B Neupert 1, W Slesina 1
  • 1Sektion Medizinische Soziologie, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Hintergrund, Ziel der Untersuchung: Der subjektive Gesundheitszustand und die Lebensqualität von Rehabilitand/innen bilden wichtige Erfolgskriterien in der med. Rehabilitation. Diese Längsschnitt-Evaluationsstudie nimmt erstmals die gesundheitliche Ausgangslage von Rehabilitand/innen der ambulanten und stationären beruflichen Rehabilitation in den Blick. Material und Methoden: Aus drei Berufsförderungswerken und fünf freien Bildungsträgern wurden insgesamt 754 Rehabilitand/innen (stationär: n=399/ambulant: n=355) konsekutiv im Zeitraum von 06/03 bis 01/04 zu Beginn (T1) einer zweijährigen beruflichen Umschulung u.a. über ihren subjektiven Gesundheitszustand, ihre hauptsächliche gesundheitliche Einschränkung und ihre Lebensqualität befragt. Außerdem wurden bis zu diesem Zeitpunkt 173 Rehabilitand/innen einer Weiterbildungsmaßnahme (10 Monate) in die Erhebung einbezogen. Der subjektive Gesundheitszustand, oft als entscheidender Faktor für die Reintegration in das Erwerbsleben angesehen, wurde mittels NHP (Nottingham Health Profile) erhoben. Die Angaben der Rehabilitand/innen zu ihrer hauptsächlichen gesundheitlichen Einschränkung wurden nach ICD 10 kategorisiert. Ergebnisse: Der Anteil männlichen Rehabilitanden beträgt ca. 70%: stat. 76,2%, amb. 64,3%, W. 69,6%. Bei allen drei Formen der berufl. Reha stellt die Altersgruppe der 31- bis 40-Jährigen den größten Anteil (stat. 44,9%, amb. 48,1%, W. 42,1%). Die zweitstärkste Altersgruppe mit jeweils ca. 40% bilden bei den Umschulungen die 21- bis 30-Jährigen, bei den Weiterbildungsmaßnahmen die 41- bis 50-Jährigen. Als hauptsächliche gesundheitliche Einschränkung nannten bei allen drei Rehabilitationsformen zwei Drittel der Proband/innen Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems. Bei einer nach Alter und Geschlecht kontrollierten Analyse der NHP-Skalen zeigen sich für die Weiterbildungsteilnehmer/innen in fünf der sechs NHP-Subskalen statistisch signifikant erhöhte Mittelwerte (schlechterer Gesundheitszustand) gegenüber den Umschulungsteilnehmer/innen. Diskussion: Die durchgeführten Analysen zum NHP weisen auf einen unterschiedlichen Gesundheitszustand der Teilnehmerkreise der drei Rehabilitationsformen hin. Vergleicht man ferner die Mittelwerte der NHP-Subskalen der Rehabilitand/innen mit den Werten einer deutschen Bevölkerungsstichprobe, so zeigen alle drei Gruppen zum Teil erhebliche Beeinträchtigungen gegenüber der Vergleichsstichprobe. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zum subjektiven Gesundheitszustand und die gesundheitlichen Einschränkungen der Rehabilitand/innen müssen bei der weiteren Evaluationsanalyse, insbesondere bei der Analyse der Rückkehr in das Erwerbsleben, berücksichtigt werden.