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DOI: 10.1055/s-2004-833796
Kardiovaskuläre Risikoeinschätzung in hausärztlichen Praxen
Hintergrund: Durch epidemiologische Studien können über Risikoprofile mittlerweile individuelle Wahrscheinlichkeiten für ein letales Ereignis eines Herzinfarktes oder Schlaganfall ermittelt werden. Inwieweit bei der hausärztlichen Beurteilung eines Schlaganfallrisikos, die Einbeziehung der individuellen Risikoprofile eine Rolle spielt, ist wenig bekannt. Ziel: Im Rahmen des allgemeinmedizinischen Teilprojektes des Kompetenznetzwerks Schlaganfall wurden durch Hausärzte zum einen objektive Risikoprofile ermittelt, zum anderen wurde nach der subjektiven hausärztlichen Einschätzung des individuellen Patientenrisikos gefragt. Methoden: Für 1650 Patienten aus drei Regionen liegen objektive Risikoprofile und subjektive Risikozuschreibungen vor, die über ein Jahr hinweg mithilfe einer Online-Datenmaske von 42 hausärztlichen Praxen eingegeben wurden. Mit einem Score, der von 1 (sehr gering) bis 6 (sehr hoch) reichte, wurde am Ende der Beobachtungsphase die Höhe des individuellen Patientenrisikos durch die behandelnden Hausärzte eingeschätzt. Durch eine multiple lineare Regressionsanalyse wurde geprüft, wie weit sich die subjektive Risikozuschreibung anhand von Variablen aus der Datenbank vorhersagen ließ. Diese Ergebnisse werden mit der subjektiven Einschätzung von Hausärzten an konkreten Fallbeispielen verglichen. Ergebnisse: Unter Einbeziehung von Alter und Geschlecht der Patienten, Anzahl und Art der Risikofaktoren (Diabetes mellitus, positive Schlaganfallanamnese, kardiale Risiken, Adipositas, Hyperlipoproteinämie, familiäre Disposition, Hypertonie, Nikotinabusus) und Anzahl der Folgebesuche lässt sich über alle Patienten und Praxen hinweg gerade einmal 18,9% der subjektiven Risikozuschreibung erklären. Die intersubjektive Risikoeinschätzung konkreter Fallbeispiele variiert erheblich. Diskussion: Objektive Risikofaktoren für ein Schlaganfallgeschehen werden bei der Zuschreibung der Höhe eines Schlaganfallrisikos sehr unterschiedlich genutzt. Es ist zu vermuten, dass andere qualitative Patientenmerkmale, Praxisbesonderheiten und individuelle ärztliche Einstellungen Einfluss nehmen auf hausärztliche Risikozuschreibung.