Gesundheitswesen 2004; 66 - 62
DOI: 10.1055/s-2004-833800

Eigene und verursachte Leistungen: Die Effizienz von Allgemeinärzten in der Versorgung

A Werblow 1
  • 1Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, ISMHE

Hintergrund: Das neue GMG betont die Lotsenfunktion der Allgemeinärzte. Sie beeinflussen nicht nur direkt durch ihre ärztliche Tätigkeit, sondern auch indirekt durch Verschreibungen von Medikamenten und Überweisungen die Kosten des Gesundheitssystems. Daher ist es von besonderem Interesse, die Wirtschaftlichkeit von Allgemeinarztpraxen zu untersuchen. Ziel: Effizienzunterschiede zwischen Allgemeinarztpraxen sollen unter Berücksichtigung individueller Eigenschaften und in Abhängigkeit des unterschiedlichen Leistungsmixes der einzelnen Arztpraxen bestimmt werden. Methoden: Die Messung der Effizienz erfolgt mithilfe der stochastischen Effizienzfrontanalyse. Dabei wird die Effizienz durch die Zahl der Konsultationen (Output) und die abgerechneten Leistungen (Inputs) bestimmt. Es stehen Abrechnungsdaten von 1.531 Schweizer Ärzten zur Verfügung, von denen für die Jahre 1997–1999 Informationen über die Anzahl Patienten und Konsultationen sowie einzelne Leistungskategorien vorliegen. Zusätzlich finden Informationen Verwendung, welche die einzelnen Arztpraxen als auch die Wettbewerbssituation der Ärzte näher charakterisieren. Ergebnisse: Unter Berücksichtigung der Heterogenität der Arztpraxen werden erhebliche Ineffizienzen in der ambulanten Leistungserstellung erkannt. Die produktivsten Ärzte sind dabei Mitglieder von Hausarztmodellen, in denen der Arzt die Kontrolle über die gesamte Behandlungskette seiner Patienten besitzt. Zur „Produktion“ einer Konsultation verbrauchen sie etwa 20% weniger Ressourcen (gemessen durch die eigenen erbrachten Leistungen, die verschriebenen Medikamente sowie die verursachten Facharztleistungen) als eine durchschnittliche konventionelle Arztpraxis. Diskussion und Schlussfolgerungen: Prinzipiell ist eine Effizienzmessung von ambulanten Leistungserbringern mit Abrechnungsdaten möglich. Effizienzunterschiede können durch Besonderheiten der einzelnen Arztpraxis erklärt werden. Nachteile des Ansatzes bestehen in der Vernachlässigung der Krankheitsschwere der Patienten und in der nur indirekten Berücksichtigung von Qualitätsaspekten der Versorgung.