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DOI: 10.1055/s-2004-833802
Finanzielle Selbstbeteiligung der Patienten in Deutschland – Kaum empirische Evidenz
Hintergrund: Die Selbstbeteiligung des Patienten an den Gesundheitskosten hat in Deutschland eine lange Tradition. Welche Rolle Zuzahlungen und Zusatzversicherungen in einem Gesundheitssystem spielen sollten ist aber heftig umstritten. Ziel: Übersicht zur Evidenz über die Auswirkungen von Kostenbeteiligung in der gesetzlichen Krankenversicherung auf Effizienz, Gerechtigkeit und Gesundheitsstatus in Deutschland. Methoden: Systematische Literatursuche in den Datenbanken PubMed, EconLit, IBSS, Decomate II bis September 2003, ergänzt durch Suche von Hand und graue Literatur. Darüber hinaus wurden Routinedaten der allgemeinen Ortskrankenkassen und des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller für die Analyse herangezogen. Ergebnisse: Es konnten 7 wissenschaftliche Untersuchungen identifiziert werden, die den Effekt von Selbstbeteiligungen auf Effizienz und Gerechtigkeit untersucht haben. Die vorliegenden Untersuchungen zeigen, dass einige gesetzliche Regelungen zu kurz- und mittelfristigen Veränderungen im Verhalten von Leistungsanbietern und Patienten mit Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit führten. Allerdings konnte auch ein negativer Einfluss auf die horizontale Gerechtigkeit in der Finanzierung von Gesundheitsleistungen beobachtet werden. Dies traf vor allem ältere Patienten. Diskussion/ Schlussfolgerungen: Die Evidenz für die Wirksamkeit von Kostenbeteiligung der Patienten in Deutschland ist spärlich. Dies kann zum einen daran liegen, dass die Höhe der Selbstbeteiligung im Vergleich zu den Gesamtkosten der Gesundheitsleistungen oft gering ist. Zum anderen ist es meist schwierig, beobachtete Effekte auf Änderungen der Regelungen zur Kostenbeteiligung zurückzuführen, da diese meist zusammen mit anderen Neuregelungen in den Gesundheitsreformen in Kraft treten.