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DOI: 10.1055/s-2004-833812
Erfahrungen mit neuen Versorgungsmodellen im Kontext häuslicher Gewalt: das S.I.G.N.A.L. – Interventionsprojekt
Hintergrund: Gewalt als bedeutendes Gesundheitsrisiko für Frauen wird in der medizinischen Versorgung nur begrenzt wahrgenommen. Das Modellprojekt „S.I.G.N.A.L. – Hilfe für Frauen“ an der Charité, Campus Benjamin Franklin in Berlin zielt als Interventionsprogramm auf eine verbesserte Gesundheitsversorgung für gewaltbetroffene Frauen. Ziel: Qualität und Wirkungen der Schulungen für Pflegende und Behandelnde wurden im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitforschung evaluiert. Methoden: Insgesamt nahmen 122 Pflegekräfte an zweitägigen Schulungen und 207 Ärzte/innen an Fortbildungen (40–90 Min.) teil. Zur Evaluation der Fortbildungen/Schulungen wurden folgende Datenerhebungen durchgeführt: Standardisierter Fragebogen im Anschluss an die Schulungen (n=44 Pflegekräfte) und Fortbildungen (n=105 Ärzte/-innen), ergänzende Interviews mit Pflegekräften (n=10), Follow-up Erhebung unter Pflegekräften (n=43) und Experteninterviews mit Behandelnden (n=7). Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen Interesse an der Gewaltthematik und die Bereitschaft zur Intervention bei Pflegekräften und innerhalb der Ärzteschaft. Qualitative Interviews und quantitative Befragungen mit den Teilnehmenden lassen erkennen, dass Unterstützungsmöglichkeiten für gewaltbetroffene Frauen verdeutlicht, Handlungssicherheit im Umgang mit der Gewaltthematik gewonnen und Interventionsschritte unternommen wurden. Das Interventionsprogramm S.I.G.N.A.L. wurde als wichtig beurteilt und insgesamt als Bereicherung bewertet. Als gewinnbringend wurden insbesondere Kenntnisse über Hilfsangebote und Unterstützungseinrichtungen für gewaltbetroffene Frauen angesehen. Diskussion: Im Rahmen des S.I.G.N.A.L. – Projekts wurden Schnittstellen und Interventionsschritte für das ärztliche und pflegerische Personal aufgezeigt und somit ein adäquateres Versorgungsprogramm für Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, entwickelt werden. Schlussfolgerungen: Interventionsprogramme gegen häusliche Gewalt sollten langfristig in Notfallabteilungen aufgebaut werden.