Gesundheitswesen 2004; 66 - 75
DOI: 10.1055/s-2004-833813

Gesundheitsziele für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche – Perspektiven des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS)

T Lampert 1, L Schenk 1, BM Kurth 1
  • 1Robert Koch-Institut, Abt. Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung, Berlin

Hintergrund: Gesundheitsziele für Kinder und Jugendliche geben wichtige Orientierungspunkte für die Planung und Umsetzung von präventiven und gesundheitsfördernden Maßnahmen vor. Im Projekt „gesundheitsziele.de“ werden mit Blick auf Kinder und Jugendliche die Ernährung, körperliche Bewegung und Stressbewältigung als zentrale Themen- und Handlungsfelder benannt und in der Verminderung ungleicher Gesundheitschancen eine wichtige Querschnittsaufgabe gesehen. Ziel: Ausgehend vom aktuellen Erkenntnis- und Forschungsstand wird erläutert, welche Bedeutung dem derzeit durchgeführten bundesweiten Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts (KiGGS) für den Gesundheitszieleprozess in Deutschland zukommen könnte. Methoden: An KiGGS nehmen bis Mai 2006 insgesamt 18.000 Mädchen und Jungen im Alter zwischen 0 und 18 Jahren sowie deren Eltern teil. Gezeigt wird, welche Informationen zu den Gesundheitszielbereichen Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung erhoben werden und inwieweit der Survey differenzierte Analysen zur sozial ungleichen Verteilung der Gesundheitschancen unterstützt. Die analytischen Zugänge werden anhand von Daten des zwischen März 2001– März 2002 realisierten Pretests (N=1.630) verdeutlicht. Ergebnisse: Die Analyse der Pretest-Daten belegt die ungleichen Lebens- und Entwicklungsbedingungen in der heranwachsenden Generation. Vor allem Kinder aus den unteren Sozialschichten, von Arbeitslosen, Alleinerziehenden oder mit mehreren Geschwistern sind sozial wie gesundheitlich benachteiligt. Mit Blick auf den Gesundheitszieleprozess ist besonders hervorzuheben, dass sozial schlechter gestellte Kinder und Jugendliche häufiger übergewichtig sind, sich ungesünder ernähren, größere Bewegungsdefizite aufweisen und verstärkt mit psychosomatischen Beschwerden wie Kopf-, Rücken- und Bauchschmerzen zu tun haben. Diskussion und Schlussfolgerung: Die Pretest-Ergebnisse entsprechen dem bisherigen Erkenntnis- und Forschungsstand und unterstreichen die Notwendigkeit, bei der Formulierung und Umsetzung von Gesundheitszielen ein besonderes Augenmerk auf Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Familien zu richten.